Von Emma Richter an Ernst Förster. Bayreuth, zwischen dem 28. Januar und dem 12. April 1826 (erster Brief)

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Herzlichen Dank, lieber Förster, für Ihren langen Brief . Erwarten Sie aber heute von mir keinen sonderlichen Brief. Ich bin seit mehreren Wochen so traurig, daß ich nichts mit mir, noch mit Andern anzufangen weiß, es ist das Entbehren des Lehrers und Freundes , den der Himmel wieder zu sich genommen, den nichts mir ersetzt. Sie können nicht wissen, wieviel mir fehlt, welche Stunden, in denen die Seele mit Schauern sich erhob, ein Geist, vor den ich alle Zweifel und Fragen tragen durfte, der sie nahm und beantwortete. Wenn die Welträthsel vor uns liegen, und wir mit ihrer Lösung uns abquälen, ist es da nicht wenigstens schön, Jemand zu haben, dem man’s sagt? Doch ich muß ja Gott danken, daß ich lange genug mit ihm gelebt, um ihn zu erkennen und zu verstehen. Gewaltig nennen Sie ihn – gewaltig sagen Sie. Das Wort hat mir sehr gefallen, und ich sage mir’s oft vor.

Zitierhinweis

Von Emma Richter an Ernst Förster. Bayreuth, zwischen dem 28. Januar und dem 12. April 1826 (erster Brief). In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0218


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Textgrundlage

D: Ernst Förster, Aus der Jugendzeit, Berlin und Stuttgart 1887, S. 349-350.


Korrespondenz

Erster überlieferter Brief Emma Richters an Ernst Förster nach ihrem Kennenlernen in Bayreuth.