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Meiningen den 14ten August 1810
Abends spät.

Lieber Emanuel!

Immer noch auf die Möglichkeit einer günstigern Wendung hoffend, zögerte ich bis jetzt, und verschob von einer Stunde zur andern die Mittheilung, der mich sehr betrübenden Nachricht unseres vereitelten Wiedersehens ; doch der Abgang der Post mahnt mich an die Unerläßlichkeit Ihnen, lieber Emanuel, zu sagen, daß die Abreise unserer lieben Henriette durch ein rheumatisches Fieber so verzögert wird, daß sie sich, aus Rücksichten für Amandens Vater, keinen Umweg erlauben darf, und sich für dieses Jahr die Freude, sich unsd uns, den Lieben in Baireuth zuzuführen, versagen muß.

Wir hatten uns alle so unbeschreiblich Auf die Tage unseres Beysammenlebens in Baireuth gefreut, daß mehr als gewöhnlicher Muth dazu gehören würde eine so schöne Hoffnung ohne Klage aufzugeben. Wie viel hatte nicht Jedes von uns dem guten Emanuel, dem herrlichen Richter, der geliebten Caroline zu sagen, wie viel hofften wir von Ihnen zu hören. Reichen Ersatz für die lange Entbehrung drängte Jedes in die letzten Tage des Augusts und für dieß alles ein so betrübtes Hinderniß. Denn wenngleich Henriette nicht bedeutend krank ist so [...]wird doch die gelindeste Krankheit in solchen Augenblicken |2 eine der härtesten Erscheinungen. – –

Die blühende Freude ist dahin – – – O gewiß lieber Emanuel sSie trauern mit uns und schicken uns (da es nicht mündlich seyn kann) [...]auch einige Zeilen, Ihren und Richters Segen für Amandens neu beginnendes Leben. Sie bedarf jetzt mehr als jehmals der Freundschaft und Theilnahme vorzüglicher Menschen Und wenn wäre wohl der Bedürftige jehmahls, unbegabt von Ihnen und Richtern zurückgewiesen worden.

Meine innigste Ueberzeugung ist, daß Amandens ländlicher Auffenthalt bey ihren Vater zur ihrer vollendeten Lebensbildung nothwendig ist. Die Verhältnisse in Meiningen versagten ihr die Berichtigung mancher falschen Ansicht, erzeugten in ihr manche irrige Ansicht Idee über ihre künftige Bestimmung, [...]dieß [...]kann nur [...]durch Schönfeld fürin Amanden berichtiget werden. Gott gebe meinen Erwartungen Bestätigung und gewähre mir die Freude, auch dieses Kind so glüklich zu sehen wie ich es wünsche

Das anhaltende Regenwetter kann vielleicht einigen Theil an Jettchens Beschwerden haben, unsere Kleinen , Amanda und Schwendler ertragen es mit vieler Gesundheit. Wagner |3 selbst befindet sich um nichts schlimmer Luise Heim ist durch den Gebrauch des Liebensteiner bades, beynah ganz hergestellt; der Geheimrath macht der besorgten Tochter jedoch, durch Husten Kummer. Ausserdem ist hier alles, so viel ich weis, wohl und gesund und wir haben alle Ursache zu hoffen daß Henriette, Ihnen, recht bald, ihre, von uns sehnlich herbeygewünschte Genesung melden werde

Leben Sie wohl, lieber Emanuel! und [...]übernehmen Sie nach Ihrer Güte, die herzlichsten Empfehlungen an Ihre Freunde in Baireuth, den innigsten Gruß an unsere Richters und die lieben lieben Kinder von

Ihrer
Sie

hochachtenden Freundin
Antonie

Zitierhinweis

Von Antonie von Mützschefahl an Emanuel. Meinigen, 14. August 1810, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0229


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Textgrundlage

H: Slg. Apelt
1 Dbl., 2¾ S. Briefnummerierung vfrH.


Korrespondenz

A: Von Emanuel an Henriette Schwendler. Bayreuth, 17. und 26. August 1810

Präsentat: 26 – beantw.