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B. 22ten Mai 16.

Daß ich Ihren lieben und fröhlichen Brief , beste Amanda, erst heute beantworte, davon ist die gute Mutter, die mir noch einen verheißen hat und den ich erwartet hatte, die Ursache.

Daß ich nicht länger warten, auch nicht länger warten lassen will, ist meine Rheinreise die Ursache.

Nächsten Dienstag soll diese in Gottes Namen angetreten und vorher meine Brief-Schuldenlast, so viel als möglich getilliget werden.

Müßt' ich nicht über München ins Vaterstädtchen zurück, Eisenachs Augensprache spräch ich gerne.

Dank, rechten reinen, für die schöne Überraschung, die mir Ihr Brieflein brachte.

Böse wurd' ich nicht, gut konnt' ich also nicht wieder werden, sondern nur mehr; denn die Freude bessert das Menschenherz.

Den Juden ist es verboten, Etwas im Scherze zu stehlen, in der Absicht, es wieder zu geben.In der Freundschaft sollte dieses Verbot auch gegeben seyn. Amanda soll den Eml nicht böse machen und gleich wieder gut, sondern lieber, wie sie's wirklich gemacht hat, gleich besser.

|2 Ein immer gut gewesener Mensch ist glücklicher, also auch besser als ein wieder auf guten Weg kommender.

Aber Amanda soll sich auf Kosten Ihrer Lippen und Redeorgane nicht zu viel zu gute thun, auf ihre Augensprache; denn sie weiß recht gut auch ohne diese – zu sprechen u – sie weiß das.

Wüßte sie das nicht, wie könnte sie – wenn Eml einmal ein ordentliches Wort beim ADieu-Besuch gesprochen: "den letzten Abend sprachen Sie recht aus meiner Seele – es that mir wohl pp" schreiben? So verrathen Sie sich und Ihre schöne Seele.

Hätt' ich so viel Zeit, als Lust, ich würde Ihnen noch Manches sagen, was auf Ihr liebes Brieflein zu sagen wäre.Also meinem Zeitmangel u meinem Grundsatze, daß ich Sie immer gut für sich, mich u alle Guten – so nämlich wie Sie Sie sind u ich Sie glaube, behalten möchte – verdanken Sie diese meine Kürze.

Meinem Otto haben Sie durch Ihr Andenken auch Freude gemacht und dadurch die meinige vergrößert. Er will Sie auch nicht vergessen u so gar, daß ich Ihnen dieses schreiben soll will er.Ich will Ihnen für Ihr personliches und schriftliches Hierherkommen nochmals danken und sagen: ADieu, Amanda!

El.

Zitierhinweis

Von Emanuel Osmund an Amanda von Schlabrendorff. Bayreuth, 22. Mai 1816, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0248


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Bl., 2 S. Brief- bzw. Blattnummerierung vfrH.


Korrespondenz

B: Von Amanda von Schlabrendorff an Emanuel Osmund. Meiningen, 4. März 1816

Zusammen mit einer nicht überlieferten Antwort auf Henriette Schwendlers Briefe vom 24. Februar und 12. März 1816, vgl. die jeweiligen Präsentate.