Von Henriette von Ende an Caroline Richter. Heidelberg, 20. August 1817, Mittwoch

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Heidelberg den 20sten
Aug. 1817.

Ihr lieber Brief, beste Frau Legationsräthin , machte mir unendlich viel Freude. Bey dem vielen Sprechen von Ihnen, mit Ihrem lieben Mann, ist immer der Wunsch, daß Sie doch mitreden könnten und dies thaten Sie nun, durch Ihren lieben Brief. Daß der uns Allen hier so theure Mann, bey seiner nun so baldigen Abreise , der großen Freude entgegenfährt, Sie und Ihre lieben Kinder wiederzusehen und daß dies vierblättrige Kleeblatt ihn nun wieder besitzt, ist für mich, eine Erheiterung, bey den nun so bald eintretenden Entbehren seines begeisternden Umganges. |2 Möchte doch die Erinnerung an seinen Aufenthalt in Heidelberg, noch lange ihm so freundlich nahe seyn, als die an ihn, hier so unzählige beglückt, hat denn was ich Ihnen neulich schrieb ist immer geblieben, wie es war, nur daß wieder immer neue Bekanntschaften, denselben Ausdruck ihrer Gefühle für und über ihn geben, den gleich die ersten, so gleichlautend fanden, wie es gewiß höchst selten da geschieht, wo der Gegenstand so reichhaltig ist. Da ich Ihnen so gern recht viel sagen möchte, von der Freude mit welcher ich an Sie denke, so sollen mir darin auch sogar Kleinigkeiten behülflich seyn; daher bitte ich Ihren lieben Mann, von mir für Sie mitzunehmen aus den schönen Orangen-Wäldern von Hyères, Blüthen; aus den schönen |3 Gärten von Paris Bohnen, die Ihre Tisch-Serviette umfaßen sollen und aus den Ziller-Thal in Tyrol (wo ich aber nicht selbst war) einen Ring von Steinbockhorn, welche zu tragen, der Gesundheit sehr zuträglich seyn sollen und hier häufig in Gebrauch genommen werden; möchte dieser Ring der Ihrigen nur immer als Fürsorge dienen und Sie zuweilen an mich erinnern. In Dresden, wo ich, so Gott will, zu Ende dieses Jahres, von Leipzig aus, 10. Tage, zuzubringen gedenke, werde ich mich sehr freuen, die Bekanntschaft Ihrer Frau Schwester zu machen ; schon habe ich von ihr nach Dresden geschrieben; an meine Cousine, die Ministerin von Globig , um keine Gelegenheit zu verspätigen, w as o durch irgend ein Zusammentreffen, etwas ihrem Bekanntseyn an ihrem neuen Aufenthalts-Ort, beförderlich seyn könnte; wäre meine Cousine durch |4 den Verlust ihrer beyden Töchter , den sie vor ein Paar Jahren erlitten und der auch auf ihre Gesundheit sehr nachtheilig würkte, nicht in den Fall, nur immer auf wenige Personen ihren Umgang zu beschränken, so würde ich S s ie veranlaßt haben, die neue Bekanntschaft grade zu zu machen; so viel weiß ich aber gewiß, daß sie gewiß keine Gelegenheit vorbeygehen laßen wird, wodurch die Wünsche, die Sie mir in Ihren lieben Brief mittheilen, erfüllt werden könnten.

Nun muß ich meinen Brief schließen, damit er fertig sey, wenn Ihr lieber Mann, den ich in diesen Augenblick mit Freuden erwarte, kömmt; und so höre ich denn also nicht auf, mit Ihnen zu seyn, da mir seine, mir so liebe Unterhaltung z bevorsteht, indem ich die Feder niederlege.

Erhalten Sie mir stets die Gesinnungen die so theuer sind

Ihrer ergebenen

HvEnde geb. v. Globig.
Zitierhinweis

Von Henriette von Ende an Caroline Richter. Heidelberg, 20. August 1817, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0249


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 4 S.