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Nur durch diesen Überbringer

Richter
, konnte ich es wagen Ihnen wieder zu schreiben Emanuel, dem Sie vielleicht nicht, meine wenigen Worte, ungelesen zurükgegeben, welches ich bei einem gemeinen, nach Ihrer jezigen Meinung von mir, befürchten muste.

Ich will Ihnen blos noch einmal sagen, daß ich mir bei meiner Beleidigung Ihrer Person nichts gedacht habe, und nichts empfunden habe, von Rache, Empfindlichkeit u.s.w als bloße Schonung Ihres Wesens. Alle Menschen, und wie mir Amöne sagt Sie, nehmen meinen Wunsch daß Sie uns verlaßen möchten, im gemeinsten Sinne. Ich laße es dahin gestelt seyn, daß Sie troz des Scheins [...] eine solche Intention von mir gegen Sie nicht annehmen können. Aber ich versichre vor Gott, und bei der heiligen Wahrheit die mich vernichten möge wenn ich etwas anderes meinte – als, wie ich schon einmal gesagt: bloße Befreiung des qualvollsten Zustandes, und zwar mehr für Sie als für mich.

Selbst als Sie mich durch die Rüge einer ganz unschuldig gemeinten Rede, kränkten, entsezten, bis zur höchsten Bestürzung jammerte mich nichts, als |2 daß ich, Ihnen, Ärger gemacht hatte. Ihr Zorn war groß, und schien mir, deren Phantasie solche Gährungen in tiefen Gemüthern noch gigantischer aufnimmt, unauslöschlich. Ich sage in dem Augenblik, wo ich Sie blaß werden sahe, und Ihr Auge zornig blikte. Mir, Unglüklichen fiel noch ein, wie ich meine Außerung das Sie lieber gehen möchten, wenn Ihnen hier nicht wohl sei, mir fiel es ein als sie zum ersten mal nur dachte, daß Sie mich misverstehen könnten – aber ich dachte wieder, es ist nicht möglich, und sagte sie heraus.

Was Sie nun nach dieser wahrhaften, und von Gott allein erkannten Erklärung thun werden, überlaße ich blos Ihrem Willen. Daß ich in der Erscheinung so fürchterlich fehlte zwingt mich Ihnen eine Abbitte zu thun, und jede Rechtfertigung die Sie fordern – auch laße ich mir jede Strafe von Ihnen gefallen, sogar wenn Sie künftig blos meinen Mann besuchen und mich ganz übersehen. |3 Aber im Herzen habe ich nichts zu bereuen als Ihre unangenehmen Stunden, die ich Ihnen gemacht. Dafür habe ich schon unendlich gelitten und werde dis, auch wenn Sie es mir verzeihen sollten, nie vergeßen können – und Sie nur mit Schmerz sehen, und an Sie denken.

Caroline

|4 An demselben Tag kam ich mit Car. bei Ottos zusammen. Ich war herzlich, natürlich, redlich gut in meinem Benehmen gegen Sie und das war meine Antw.

Es wurde kein Wort v. dieser traurigen Geschichte gesprochen und soll nie eines davon gesprochen werden.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Emanuel. Bayreuth, 9. August 1805, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0266


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Textgrundlage

H: Jean Paul-Museum Joditz
1 Dbl. 8°, 2½ S. Auf S. 4 einige Zeilen von Emanuel.


Korrespondenz

Präsentat: 9t. Aug. 5. Durch Jean Paul überbracht.