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Neu-Strelitz 23/2 17

Sie erhalten hier die Burgen an der Ostsee , welche länger bey mir zu behalten, nicht zu ihrem Vortheil gerathen würde, weil wenn ich länger daran putze zuletzt das Beste davon abgestreift werden könnte.

Ein gehaltvolles Mskpt wird Ihnen lieber seyn, als eine zierliche Leerheit. Diese Bemerkung soll dieses mal vorzüglich, auf das Äußere bezüglich genommen werden; weil ich keine andre Kopie als die mit Korrekturen angefüllte, aufzuweisen habe.

Da ich hoffen darf, in so großer Nähe von Berlin, die Korrekturbogen während des Druckes zu erhalten, so hoffe ich |2 Alles auf Einmal gedruckt zu übersehen, und dann noch sichrer zu gehen, als bey einem nochmaligen Abschreiben, welches ich eigentlich gar nicht zu leisten vermag, da jedwedes Abschreiben, bey mir ein Umschreiben wird, und oft nicht zum Vortheil des Ganzen, das in der Gestalt worin es zuerst dem Dichter sich zeigt, immer das Wahre ist - wobey demohngeachtet auch der Kritik ihre Rechte bleiben müßen! Die ich lieber Feile nennen will!

ich habe hier noch eine andre Arbeit beigelegt, um mich als italiänischer Sprache nicht unkundig Ihnen zu zeigen, wie ich in der Englischen von mir ebenfalls sagen darf.

|3 Ich wünschte diese Novelle, etwa in einem der Freimüthigen abgedruckt zu sehen, doch kann ich meinen Nahmen nicht öffentlich dazu hergeben, weil allerlei darin vorkommt, was nur Männer zu dichten sich erlauben dürfen.

Ich glaube so decent wie eine Frau sich selbst zu schreiben schuldig ist, übersetzt zu haben, – doch kann ich mich zu dergleichen Sujets nie bekennen.

Dagegen mache ich Sie auf N 274 des Mrgblattes im Novemberheft letzten Jahres aufmerksam, wo mit folgend den Schlußworten angehängten Versen von Schiller sie mich finden, indem ich einen sehr werthen Freund D. August Apel in Leipzig, dem Publikum in Erinnerung zu bringen versuche "Frauen! richtet mir nie des Mannes einzelne Thaten / Aber über den Mann sprechet das richtende Wort.

|4 Auch bitte ich Sie Madame Sander, auf diesen Aufsatz im Mrgbltte aufmerksam zu machen da sie Apel auch kannte und lieb hatte

Sehr mich freuend bald einmal wieder einige Zeilen von Ihnen zu erhalten

Ganz ergebenst
J. C. W. Spazier

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Theodor Christian Friedrich Enslin. Neustrelitz, 23. Februar 1817, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0278


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3½ S. Auf S. 1 auR vfrH: Joh Carol. Wilh. Uthe = Spazier (1778-1829) Novellendichterin, Schwägerin Jean Pauls.