Von Emma Richter an Marie von Schubaert. Bayreuth, 16. Dezember 1816, Montag

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Bayreuth, 16. Dezember 1816.

Was, rief ich aus (als ich Deinen Brief gelesen hatte) was? ich schreibe drei Tage nach der Ankunft Deines Briefes , und Du vergiebst mir wegen seines langen Außenbleibens blos aus Liebe? Was kann ich denn dafür, daß die verwünschte Kiste so spät ankam? Hätte ich das gewußt, ich hätte die Kiste gleich zerbrochen, damit der Brief heraus und in Deinen Schooß gefallen wäre. Aber was hilft alles Zanken, wenn ich nicht in München bin und Dir den Brief vorlesen kann; denn Du wirst mein Schelten und Poltern so sanft herlesen als wenn ich sagte "meine englische Marie" oder "mein Engel". Aber leider bin ich in dem durch Schnee versilberten Bayreuth.

Deine Briefe freuen mich immer unendlich; nur wirfst Du in Deinen Blütenfrühling und Brieffrühling manche französischen Schneeflocken. Wenn das der Dresdener Sprachstaubbesen Wolke wüßte, er würde die beiden Sonnenstäubchen (nemlich uns beide) bald aus der deutschen Sprachwiege kehren; jetzt ist es aber schon ein schönes mit seidenen Vorhängen prangendes Himmelbette.

Zitierhinweis

Von Emma Richter an Marie von Schubaert. Bayreuth, 16. Dezember 1816, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0316


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Textgrundlage

D: Emma Förster, S. 3.