Von Ernst Förster an Emma Richter. München, zwischen dem 28. Januar und dem 12. April 1826 (zweiter Brief)

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Ich weiß nicht ob ich recht sehe, wenn ich Jean Paul unsern großen Landschaftsmalern näher stelle, als den Andern. Es ist freilich ein bei weitem nicht hinreichender Vergleich; allein wie im Claude Lorrain die Gewalt der großen Naturerscheinungen; in sturmbewegter Luft; in unbegrenzten Wasserflächen, die liebliche Fülle blühender Gefilde und die edelsteinige Bekränzung durch die azurnen Gebirgsformen, Alles in tiefsinniger Beziehung auf das menschliche Gemüth und nur im Zusammenhang mit ihm aufgefaßt und wiedergegeben ist, die Figuren aber nur als Träger des Lichts und seiner Gedanken auftreten, so scheint mir auch bei Ihrem Vater das Auffassen allgemein menschlicher Verhältnisse und Begebenheiten das hervorragende zu sein, und zwar in der Beleuchtung durch die unerschöpfliche Fülle der Gedanken, die ihm aus jedem Blatt, aus jeder Knospe, aus jeder, selbst der kleinsten Erscheinung der Natur hervorquillt und durch welche er uns zu der ursprünglichen Einheit der Menschheit mit der Natur zurückführt. –

Zitierhinweis

Von Ernst Förster an Emma Richter. München, zwischen dem 28. Januar und dem 12. April 1826 (zweiter Brief). In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0328


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Textgrundlage

D: Ernst Förster, Aus der Jugendzeit, Berlin und Stuttgart 1887, S. 349.


Korrespondenz

Zweiter überlieferter Brief Ernst Försters an Emma Richter nach ihrem Kennenlernen in Bayreuth.