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Meiningen, den 7ten Februar
1816.

Wenn nicht aufgehoben, mein Theurer, aber doch aufgeschoben ist mein Kommen um 4 Tage. Ganz unerwartet und unvorhergesehen komt unser Gros Herzog den 10ten nach Eisenach und hat Schwendler unbedingt auf diesen Tag zu einer Conferenz dahin berufen. Den 13ten kömt mein S. erst wieder, und wir können nun erst den 14ten unsre Coburger Reise antreten, also meine Wenigkeit vor dem 15ten nicht in Bayreuth eintreffen. Es geht mir, wie dem geangsteten Geliebten um den Besitz seiner Braut, mit der höchsten aber auch der bängsten Freude harre ich dem ersehnten Augenblik. Gott säße ich nur erst im Wagen, alle möglichen Zufälle verschwören sich gegen mich, denn wenn es so fortregnet wie heute, so geht der Wald schwer und das Waßer kann mich leicht wieder ein paar Tage aufhalten. Die Wege fürchte ich nicht und überhaupt gegen die zu überwältigenden Schwierigkeiten werde ich ritterlich kämpfen, nur |2 den Willen unsres Gebieters konnte ich nicht aendern.

Trotz daß ich ein wenig übelgelaunt – über den Aufschub meiner Reise – bin, so liegt doch Bayreuth mit meinen Lieben so freundlich vor meiner Seele mein Herz ist in Liebe so hoffend, daß ich die Geliebten gewiß sehen werde! – Auf der Erde ist nichts köstlicher als die Freundschaft und darum reicht sie über die Erde hinaus in den reinen Himmel! –

Nicht wahr Emanuel!

Ihre
treue Henriette S

Zitierhinweis

Von Henriette Schwendler an Emanuel Osmund. Meiningen, 7. Februar 1816, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0342


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Textgrundlage

H: Slg. Apelt
1 Bl., 1¾ S. Brief- bzw. Blattnummerierung vfrH.