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Berlin d. 23. Feb. 18

Meine liebe Emma!

ich habe Deiner Mutter den Anlaß meines bisherigen Stillschweigens gemeldet; u rechne auf Dein Vertrauen in meine Zusicherung, daß mir selbst Deine tollen Briefe , dergleichen ich doch bisher nicht, sondern nur undatirte erhalten habe, Vergnügen machen. Um meinet willen brauchst Du Dich übrigens nicht in die Höhe zu schrauben. Von einem so gescheuten Mädchen wie Du bist, machen mir gerade die schlichtesten Briefe das reinste Vergnügen; weil Du nie trivial seyn wirst. Auch wirst Du nie gegen den Werth der Gemüthlichkeit gleich gültig werden, um nur Deinem Verstande Denkmahle zu setzen. Deine Mutter kann Dir in jener Hinsicht zum sichern Leitfaden dienen; und Deinen Vater beerbst Du ja schon bey lebendigem Leibe, Du magst wollen oder nicht.

Für Deinen Antheil an den mir zugesandten weiblichen Arbeiten danke ich doppelt, weil er beweiset, daß Du für diese Berufs Artikel Deines Geschlechts noch Sinn behalten hast.

Lebe wohl, u liebe

Deinen

treuen Groß Vater
Mayer

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Emma Richter. Berlin, 23. Februar 1818, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0366


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 1 S.


Korrespondenz

Zusammen mit je einem Brief Johann Siegfried Wilhelm Mayers an Max und an Odilie Richter vermutlich Beilage des Briefes von Johann Siegfried Wilhelm und Henriette Mayer an Caroline Richter vom 23. Februar 1818.