Von Caroline Richter an Johann Georg Friedrich Messerschmidt. Bayreuth, 5. September 1816, Donnerstag

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Baireuth den 5 tn September
1816.

Was werden Sie sagen, verehrter Herr Professor, die Unterschrift dieser Zeilen lesend, von der längst aufgegebenen fahrläßigen Freundinn einen Brief zu erhalten! Möchte das so natürliche Erstaunen sich in freundliches Wohlwollen auflösen!

Gewis es war nicht Verkennung der schönen Aufmerksamkeit in der Übersendung Ihres Briefes und Ihrer so werthen Gedichte – das ein unverzeihliches Schweigen veranlaßte – – sondern eine fatale Gewohnheit des Zögerns in allen nicht durchaus nothwendigen Geschäften und der Anspruch an einen günstigeren Moment der Gemüth und Phantasie belebt. Die Erscheinung meiner so geliebten Freundinn Sulzer wäre ein solcher gewesen, allein ihr Aufenthalt war zu kurz als daß er Zeit übrig gelassen hätte die Empfindungen zu beschreiben, die jede sich meiner bemächtigten, sonst mein lieber Professor hätte ich Diese zur Vermittlerin gewählt. Allein die |2 mündlichen Grüße die sie verschönert wiedergegeben haben wird, werden Sie überzeugt haben wie werth uns Ihr Andenken ist.

Heute empfehle ich dem Dichter, Gelehrten und für das Höhere begeisterten Menschen einen Nebenbuhler in Allem diesem. Es ist, Professor Heller aus Nürnberg dem ich Altenburg so schön zu schildern versuchte als es mit all seinen liebenswürdigen Bewohnern in meiner Erinnerung steht. Professor Heller hat keinen anderes Reise-Ziel als Erholungen für Geist Herz und Gemüth einzusammeln, und Sie lieber Professor sollen sein Führer und Wegweiser zu Allem sein was Sie hochachten und suchen. Der Ubereinstimmung in Ansicht und Neigung bin ich gewiß.

Ich bitte Sie mich bei der Gelegenheit besonders Herrn und Madame Ludwig Madame Pirer Herrn Reichenbach und Madame Hoffmann sehr angelegentlich zu empfehlen. Mein Mann |3 weiß leider nicht daß ich schreibe. Eine Reise nach Regensburg trennt uns schon seit drei Wochen die mein Mann aber höchst angenehm in der Nähe seines Beschützers und Gönners, Fürst Primas zugebracht hat. Seit mehreren Jahren unternahm er keine Erholungs Reise, darum ist es mir doppelt werth, daß er so durchaus froh während seines Aufenthaltes in R. war. In wenig Tagen erwarte ich ihn zurück, und Mutter und Kinder werden dann heitere Festtage feiern.

So eben verlangt der gütige Uberbringer diesen Brief. Machen Sie ihn doch ja mit der Frau Doktor Sulzer gewesene Ehrenberg bekannt, Der er sehr viel Grüße zu bringen hat. Dem Ludwigschen Hause meine besondere Empfehlung.

Caroline Richter
geborene Mayer.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Johann Georg Friedrich Messerschmidt. Bayreuth, 5. September 1816, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0385


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Textgrundlage

H: British Library London, Western ManuscriptsAdd MS 40690, f. 69
1 Dbl. 8°, 3 S. Auf S. 4 Adr.: Herrn | Professor Meßerschmidt Wohlge | in | | Durch Güte.