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Berlin d. 7. 7ber 19.

Meine geliebte Caroline!

  • 1. Herr Emanuel Osmund ist würklich so gütig gewesen, [...] mir einen Kupfer Stich von Bayreuth zu übersenden, u es würde meine Schuldigkeit seyn, ihm dafür directe zu danken. Allein ich hoffe, daß er meinen Dank, deßen Abstattung ich Dir hiemit auftrage, auch von Dir gütig aufnehmen wird, da es mir leichter wird, auf diese Art meine Pflicht zu erfüllen. ich bitte Dich daher diß Geschäft für mich zu besorgen, und mir Gelegenheit zu verschaffen, ihm wieder einen angenehmen Dienst zu erweisen.
  • 2. Aus [...] den mir von Dir mitgetheilten Zinß Rechnungs Abschlüßen, die hiebey zu seiner Zeit zuk erfolgen sollen, ersehe ich, daß Du bis 1. 8.ber 18. befriedigt bist, u den nächsten Abschluß wirst Du bis den 1. 8.ber 19. zu seiner Zeit erhalten.
  • 3, Seit unserer bisherigen Correspondentz hat sich die Lage der Dinge in Dresden durch Herstellung des kleinen Wilhelm günstig geändert. Durch die dozentische Kunst der Emma Spazier aber, hat sich die Lage der Minna verschlimmert, und man muß wünschen, daß Emma ein anderes Unter Kommen finde, damit der Friede im Uthenschen Hause erhalten werde.
  • 4, Julius befindet Sich jetzt in Italien , und ich kann leyder nicht auf ihn würken, weil ich nie seine Adresse weiß. Geld Mangel allein kann ihn zuruk zurück führen, und seiner frühren Bestimmung wieder entgegen bringen. Allein diß ist auch keine tröstliche Aussicht. Wo wird auch die Lust herkommen, sich wie sonst anhaltend zu beschäftigen, u sich einen neuen fond zu seinem Unterhalt zu verschaffen?
  • 5, was mich jetzt in meinem Gemüth an meisten beschäftigt, ist die Erhaltung Euerer allseitigen Wünsche, nach Berlin zu kommen. Deinen lieben Mann kann ich zwar logiren, und erwarte nur Nachricht von ihm, wenn ehe er kommen will? Allein die nothwendige Einrichtung zum Winter |2 hindert mich, Euch alle aufzunehmen, und ich muß deßhalb zum Voraus um Entschuldigung bitten. Es muß also für dißmahl bey der Aufnahme Deines lieben Mannes bleiben; es wäre dann, daß meine Frau eine Deiner Töchter zu ihrer Erleichterung um sich zu haben wünschte, worüber sie sich selbst gegen Dich erklären mag.
  • 6. Mein Befinden ist um nichts beßer , und ich habe einen traurigen Winter vor mir; die Kunst vermag nichts mehr für mich, und ich gebe Sie daher gantz auf. Hätte ich nur erst das Ende meiner 50 Dienst Jahre im febr. 20. erlebt, so würde ich mich wenigstens vor der Zukunft nicht zu fürchten haben; vielmehr auf die lebenslängliche Dauer meiner Einnahmen rechnen können, die bis dahin noch precair ist.

Indem ich hiemit schließe, empfehle ich Dich u die Deinigen dem Schutz Gottes, grüße Euch alle, und Deine Freunde, in meinem u meiner Frau Nahmen; u bleibe

Dein


treuer Vater
Mayer

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 7. September 1819, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0387


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 4°, 1½ S.