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Berlin d. 31. July 12

Meine liebe Caroline!

ich habe Deinen lieben Brief vom 20. mit Vergnügen erhalten, und danke Dir für Deine hertzliche Gesinnungen gegen mich; auch für das mir geschickte Geschenk .

Den Brief an meine Frau habe ich ihr nach Neustadt an d Doße, wohin sie auf 14. Tage zu ihrer Gesundheit gereiset ist, übersendet, u sie wird Dir selbst antworten.

Solltest Du von Minna nicht schon selbst Nachricht haben , so melde ich Dir, daß die Ungewißheit, worinn sie bey ihrer Ankunft in Strelitz darüber versetzt wurde, ob man sie auch annehmen würde? (denn ihre Hinbescheidung war gewißer maaßen voreilig, ohne daß sie diß ahnden konnte) sich jetzt gehoben hat, indem sie wenigstens auf 6. Monath engagirt, auch förmlich u feyerlich installirt ist.

Ihre Conservation hängt nun von ihr selbst |2 ab, u wir wollen hoffen, daß sie dahin streben wird. An Aufmunterung u Protection daselbst fehlt es ihr nicht.

In Absicht des Richterschen Capitals wäre deßen Einziehung allerdings eine wünschenswerthe Sache. Allein eine Kündigung würde jetzt die Folge haben, daß man bis zum 24. Juny 1815. statt baarer Zahlung Pfandbriefe der hiesigen Provintz annehmen müßte, die beynahe die Hälfte im Course verlieren.

Wenn also Herr Richter nur die Zinsen richtig zahlt, so scheint es mir beßer, den Ablauf jener Frist abzuwarten

Übrigens entstehet eben jetzt durch die Entrichtung der Vermögens Steuern, (wenn ich gleich dem Kaufmann Richter nachgewiesen habe, daß Du als Ausländerin davon frey bist), eine Stockung in der Zinß Zahlung, weil er sich an meine Anweisung nicht gekehrt, u die Steuer für Dich mit bezahlt hat, die er nun auf die Zinsen abrechnen will. ich werde |3 Dir den Erfolg melden, um darnach Maaß Regeln über die Capitals Kündigung zu nehmen.

ich freue mich auf die neue Ausgabe der Aesthetic Deines Mannes, die ich mir anschaffen werde. ich hatte lange nichts von neuen Productionen deßelben gehört, u wundere mich nun darüber nicht.

Lebe wohl. Grüße Deinen Mann, u küße Deine Kinder

Dein
treuer Vater
Mayer

Hiebey eine Einlage von Frau von Kalb . Die Deinige an die Tochter ist besorgt.

So eben schickt Herr Richter die Zinsen für den 1. July , nachdem er sich hat bedeuten laßen. Vor dißmal also hat die Fehde ein Ende; u ich werde nur den 1. 8ber abwarten, um mich mit Dir zu berechnen; wenn die als dann felligen Wittwen Cassen Gelder bezahlt sind.

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 31. Juli 1812, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0439


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3 S.