Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 13. Dezember 1822, Freitag

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Freitag den 13ten Dec.

Geliebte Odilie!

Ob ich gleich sehr wenig Zeit habe, so will ich doch diesen Posttag nicht verstreichen lassen, um Dir zu sagen, daß am Dienstag Dein und der lieben Durouf Brief ankam, und dies sehr viel Freude machten. Denn immer denke ich, Du könntest auf den letzten Punkt noch krank werden. Der Vater bewundert Deine Klugheit mit dem Papier, und ich mit den Blonden , Du thatest ganz Recht keine zu kaufen ich habe eben eignes Glück mit den wenigen gehabt. Das Porto für das Papier wäre auch dem Vater zu theuer, und er will mit dem Würzburger das Du ihm gekauft zufrieden sein. Nächsten fahrenden Posttag schicke ich die Haube für Auguste, wenn man ihr kein Gold in einem niedlichen Beutelchen geben darf, ist es schwer etwas aufzufinden. Die Bretter zu Deinem Kämmerchen stehen auf den Hausplatz, der Vater will sie nicht eher anmachen lassen als auf den letzten Punkt doch hoffe ich, künftige Woche |2 soll es geschehen. Alles ist bereit.

Ach liebe Odilie in 14 Tagen werden wir Dich wieder in unseren Armen haben, mir ist als wenn wir Schiffbruch gelitten hätten und nach langem Kämpfen wieder vereinigt in den sichern Hafen kämen. Ist es möglich daß diese lang ersehnte Catastrophe endlich eintritt, und das Schwerste was ich auf mir hatte, überwunden ist? Möge Gott es nun so erhalten, und kein anderes Unglück unsre Ruhe stören.

Nun meine geliebte Odilie gebe ich Dir für heute nur noch meinen Seegen. An Duroufs schicke ich nächstens das Geld. Ist denn die Kiste abgegangen , die Fuhrleute sind doch leichtsinniges Volk! Wie oft war ich dort, um mit ihm selbst zu sprechen, aber nie war er zu Haus. Emma, der Vater, Amöne, Weldens – alle grüßen Dich mit heißer Liebe.

Ewig Deine treue
Mutter Caroline.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 13. Dezember 1822, Freitag . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0446


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S. Auf S. 4 Adr.: An | Fräulein Odilie Richter | im Stephanskloster | bei Herrn Prof. Heine. | in Würzburg. Poststempel: Baireuth | 13 DEC. 1822.