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Bayreuth den 9ten Juni
1816.

Hochwohlgeborene Frau.

Die Freiheit die ich mir nehme Ihnen theuerste Frau von Herder! in diesen Zeilen die Versichrung meiner innigsten Achtung auszudrücken, wäre zu groß, wenn nicht Ihre Güte und die Freundschaft Ihres Herrn Gemahls für meinen Mann mich nicht darüber entschuldigten. Die Uberbringerin derselben ist, Demoiselle Kapp, Tochter des Herrn Kirchenraths aus Baireuth, welche nach Dresden zu ihrem Onkel reißt, und bei ihrer Durchreise durch Freiberg, Ihnen gern aufwarten möchte.

Nächst der Empfehlung die ich diesem jungen interessanten Mädchen, an Sie und Ihren Herrn Gemahl geben möchte, habe ich noch eine etwas unbescheidene Bitte an Sie. Die gute Demoiselle Kapp hat eine Kiste worin die Büste meines Mannes eingeschlossen ist bis nach Freiberg in ihrem Wagen mitgenommen. Diese soll aber von da aus durch einen Fuhrmann nach Berlin geschickt werden. Nun habe ich in Freiberg keinen Bekannten, als Sie meine theure Frau von Herder |2 der vielleicht die Güte hätte, diese Kiste nebst dem Geleitsbrief durch seinen Bedienten, einem Fuhrmann der Güter ladet nach Berlin mitgeben zu lassen? Können Sie es mir denn verzeihen wenn ich die Kühnheit begehe, mich also an Sie zu wenden um Sie um diese Gefälligkeit anzuflehen? Ich fühle wie unschicklich dies nach einer so kurzen Bekantschaft ist, aber Ihre Güte und Ihre Sanftmuth ist mir unvergeslich, und ich glaube darauf etwas wagen zu dürfen.

Könnte ich nur auch zugleich erfahren wie es Ihnen Allerseits und dem lieben zarten Kinde gegangen ist, seit wir uns vor drei Jahren in Baireuth sahen! Mein Mann denkt oft mit großem Interesse Ihrer, und ich hoffe daß Ihr Weg Sie bald einmal wieder nach Baireuth führen wird. Die herzlichsten Empfehlungen meines Mannes an Sie Beide , begleiten diesen Brief, und ich wiederhole meine Abbitte, und die Versichrungen innigster Hochachtung und Liebe, mit denen ich bin

Ihre
ergebenste Caroline Richter
geb. Mayer

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Sophie von Herder. Bayreuth, 9. Juni 1816, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0480


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Textgrundlage

H: GSA, 44/286
1 Dbl. 4°, 2 S. Auf S. 4 Adr.: Der | Frau Ober Berg Direktorinn | von Herder | Hochwohlgeb. | in | Freiberg | durch Güte. Siegelreste.

Überlieferung

D: Gebhardt/Schauer, Herder, S. 300, Nr. 202.