Von Emanuel und Henriette Braun an Caroline Goldschmidt. Regensburg, 21. bis 27. Juni 1804, Donnerstag bis Mittwoch

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Regensburg, 21ter Juni 1804

Caroline! Von hier aus, aus dem Arm, od. vielmehr an der Seite der reinsten, liebsten Freundschaft, od. der schönsten u freundschaftlichsten Liebe, will ich Ihnen meine antwortende Hand auf Ihren lieben Brief, den ich mit hierher genommen, reichen.

S. kennen, durch mich, meine Jette, diese, bei der, wie Sie wissen, meines Uhlfelders jüngste Tochter ist, u eben auch diese zu besuchen, gingen der Vater Uhlf. u ich hierher.

Hierher, wo man S., auf Ihrer Reise nach Wien, üb. Bayr., erwartet. Daß Jette, als sie zu Ende des vergangnen Jahres, Mutter wurde, sehr krank war, mußten S. mitfühlen; fühlen S. nun auch, daß die Seltene u ihr Junge gesund u wohl sind.

am 23ten

Prächtig, Caroline, ist Ihr letzter Brf. wieder.

Also nicht mir, meinem Bruder wurd' es verkündiget, daß S. n. Bayr. kommen wollen.

Zu Ihrer Strafe u meiner Genugthuung, soll ich S., im Namen meines Uhlfelders, der auch hier seinen Namen hersetzen wird, bitten, Ihre Wohnung b. ihm zu nehmen.1

Er wohnt auf dem neuen Schloßplatz, dem Schloße gerade über.

Es sind ihrer viele, in u ausser dem Hause, die sich auf Ihr Kommen freuen. Warum soll ich Ihnen denn eine Antw. schuldig bleiben, da ich Ihnen nie etwas schuldig bleiben will, was ich zu bezahlen im Stande bin?

Der schönste Theil meines Lebens wäre tod, wenn ich den guten Theil der schönen Hälfte der Erdenbewohner nicht hätte.

|2 Ich wünschte jedem Hagestolzen so viel Entschuldigung f. sich, als ich f. mich habe u doch achte ich keinen, selbst den schreibenden Nichtachter nicht ausgenommen, als Hagestolzen.

Über meine Hand hab' ich die Oberhand nicht mehr u – ich sollte nicht scherzen – doch darf u kann ich sie vielleicht nie aus- u einhändigen. Es ist mir lieb, Ihnen gerade heute, im Hause der guten Jette, dieses zu sagen.

Hier hab' ich schon einen edlen Menschen, der zugleich edler Künstler Maler u Kupferstecher, auch Dichter ist, kennen gelernet.

Wie wohl wird es Ihnen u ihm, dem H. v. Götz, einst hier b. Ihnen seyn! So heißt er.

Für mich ist es immer eine glückliche Entschuldigung, wenn ich Künstler finde, die f. den armen Eman. Schonung, andere als künstelerische, auch natürliche u menschliche Berührungspunkte haben. Für die Beschreibung Ihres Polterabends sag' ich Ihnen vielen Dank. Mich freut Ihre Sorgfalt f den armen Pick, er braucht sie, er verdient sie u wird sie mit Fleis u Dankbarkeit belohnen.

Eine Dankbarkeit, die meinige ist Ihnen gewiß. Gings Ihnen denn nicht schon oft so, daß S. doppelt, mit einem Ich u einem Nichtich, b. einer Fete waren? Ich bin so auf der Welt.

Selten gibt einem eine Reise, eine Gesellschaft pp gerade das, was man erwartet: oft mehr, öfter weniger.

ADieu, Car.! In Bayr. setz' ich meinen Eman. darunter.

"Schwester in der Freundschaft, Freundin unsers Freundes Emanuel! Schenken Sie uns beyden den reinen Genuß, von Freund getrennt, ihn in unserer Mitte zu vergegenwärtigen, und schlagen Sie die Herberge nicht aus, worin der Edle einige frohe Augenblicke hatte.

Jette"

27ter Juni

Emanuel

Mein Otto grüßt Sie.

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1"attestirts Uhlfelder"[]
Zitierhinweis

Von Emanuel und Henriette Braun an Caroline Goldschmidt. Regensburg, 21. bis 27. Juni 1804, Donnerstag bis Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0524


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Bl., 1¾ S. Eigenhändige Briefkopie Emanuels.

h: Slg. Apelt
¼ S. auf S. 2: Gruß von Henriette Braun unter dem Brief Emanuels, von seiner Hand abgeschrieben.


Korrespondenz

A: Von Caroline Goldschmidt an Emanuel. Ohne Ort, vor dem 23. Juli 1804