Von Caroline Richter an Emma Richter, Bayreuth, nach dem 21. März und vor dem 2. April 1820

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Deine Briefe und das Kleid, der Frau von Reizenstein habe ich bekommen, liebe Emma und Letzteres sogleich besorgt. Kurz vor Ostern soll es vom Färber kommen, dann muß es gepreßt werden, welches ich so gut als möglich werde beim Tuchscheerer besorgen lassen, möchte die verehrte Frau, mir nur recht viel zu thun geben!

Der Vater will so gut sein, Deinen Aufenthalt nicht zu ängstlich zu beschränken – wir sprachen eines Abends weitläuftig darüber, und die Versichrungen des Ernst von Reizenstein , daß Du Deinen lieben Wirthen nicht unangenehm wärest, bestimmten den Vater zu längerer Nachsicht. Ich bin begierig ob Du Dich um eine Gelegenheit bemüht hast; in dem Fall ist Dein Kommen erfreulich, und recht. Im Entgegengesetzten, kannst Du noch bis zur Rükreise des Baron Fritz von Reizenstein bleiben, dem ich Vollmacht gegeben habe, wenn er von Hof zurückfährt Dich heimzubringen. |2 Nicht umsonst – Im strengsten Vertrauen gesagt denke ich, daß Du für 1 Kronenthaler herkommen kannst. Verabrede nun das Weitere und halte Dich fertig wenn Du hörst daß er kommen wird. Vergiß keine Deiner Sachen.

Endlich heut haben wir vom theuern Max Briefe . Jetzt kann ich es Dir sagen, daß ich 8 Tage tödtlicher Angst zubrachte. Weldens Schicksal – die Nähe der 2 Festtage, Vaters und der herrlichen Frau – befeuerten meine Fantasie auf die schmerzlichste Weise. Der Todesfall der Julie Vittinghof – die herrschenden Krankheiten in München, Alles, alles umspann mich mit fürchterlichen Bildern. Nun, Gott sei Dank, sind wir beruhigt, aber Max war wirklich etwas krank. G Th iersch ließ einen Arzt holen.

Den Brief an Marie Schubaert sende ich Dir zurück, den Du in mein Couvert gethan hattest, und wünsche nur, daß Du den an mich in Mariens Couvert eben so harmlos zurückgeschickt bekommen kannst. Welch ein Leichtsinn! Mündlich darüber ein Mehreres.

Wie freue ich mich, daß ich durch Dich Gelegenheit habe, öfterden beiden herrlichen Frauen Grüße der Verehrung von Vater und mir, sagen zu können. Deine

treue Mutter.

Am Dienstag war bei mir grand Cercle cércle . und alles sehr befriedigt. Das Erstemal seit ich hier bin.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Emma Richter, Bayreuth, nach dem 21. März und vor dem 2. April 1820 . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0529


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Textgrundlage

H: SBM Monacensia, Richter, Karoline A I/9
1 Bl. 8°, 2 S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Nach Jean Pauls Geburtstag und vor dem Ostersonntag 1820.