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Gott zum Gruß mein lieber Falk! Ich würde Ihnen früher geschrieben und nicht abgewartet haben bis Sie mir zuvorgekommen wären, aber seit der Meße quäle ich mich mit einer Kränklichkeit, die wahrscheinlich von Hämorhoidal-Beschwerden zunächst herrührt, und mir alle Lust und Munterkeit zum Arbeiten raubt. Ich bin immer wie im Schlafe, und sehne mich umsonst nach der frischen Energie des Geistes, die allein der Welt und dem Leben, Warheit Farbe und Gehalt giebt. In vierzehn Tage gehe ich nach Lauchstädt und hoffe von der Nymphe des Quells und Euern Theater wieder Genesung. – Grüßen Sie doch die schöne liebe stille Frau herzlich von mir. Wenn Sie mir schreiben können wo das zweyte Exemplar dieses holden Weibes Engels zu finden ist, so sage ich noch heute meiner traurigen Witwerschaft , deren [...] freudenlose Tage ich längst satt bin, Lebe wohl. – Kilian hat ein sehr einfältiges Gericht gehalten und wie man mir erzählt, denn ich lese nichts wobey ich mich ägern könnte, ein förmliches Pasquill auf mich geschrieben , das hier mit allgemeiner Verachtung |2 aufgenommen worden ist, und unbeschreiblich dum seyn soll. Ich werde nicht thun als ob ich etwas davon wüßte, der Mensch ist in keiner Rücksicht ein dignus adversarius , und selbst ihn lächerlich zu machen ist schwer, weil er an sich schon zu lächerlich ist und man vor komischen Stoff nicht weiß wo man anfangen soll. – Mit Voß kann ich jetzt nicht über Ihr Project sprechen, denn die Messe ist so schlecht gewesen, daß er gar nichts drucken will. Ich denke aber, wenn nur erst die Erinnerung an die schlechte Messe geschwächt seyn wird, wird er schon wieder Lust bekomen. Ihre Rezension von Genz Schriften hat mir sehr gefallen. Sie trift den Nagel auf den Kopf. Aus Lauchstädt sollen Sie dann und wann Etwas für Ihr Elisium von mir bekommen. Jetzt ruht ein Nebel auf meiner Seele der mich hypochondrisch macht. Leben Sie wohl, mit herzlicher Liebe u Freundschaft und vielen Grüßen an die Frau u Kindlein

Ihr

Mahlmann

Leipzig
d. 6ten Jun.
1806.
Zitierhinweis

Von Siegfried August Mahlmann an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 6. Juni 1806, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0534


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1 C,4
1 Dbl. 4°, 2 S. Auf S. 4 Siegelspuren und Adresse: Herrn Rath Falk | Wohlgeboren | in | Weimar.