Von Caroline Richter an Josephine von Welden. Bayreuth, 15. November 1825, Dienstag

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1 Der
Frau Präsidentin Baronin
von Welden.

Verehrungswürdigste!

Mit unendlicher Rührung habe ich Ihr gütiges Anerbieten gelesen, und ich mußte wie so oft die Himmelsseele bewundern, die allen Leidenden Trost und Erleichterung spenden will. Aber wie könnte ich einen Platz verlassen, wo Seine theure Hülle ruht so lange ich Ihr noch nahe sein kann? Dank also, theure Freundin des Unvergeslichen die sie seinen Hinterbliebenen durch alle die schönen Stunden die Sie ihm bis auf die letzten Blumen , gaben, ein ewiger Gegenstand der innigsten Liebe bleiben werden. Ja wäre nichts als diese Freundschaft für ihn, und nicht Ihr Eigener so unendlicher Werth, den Er so ganz anerkannte, wie theuer müßten Sie uns sein!

Möge Gott ein so schönes Leben lange erhalten und Ihren edlen Kindern lange nicht den bittern Kelch reichen, den wir jetzt trinken müssen, und dessen ganze Tiefe ich jeden Tag meines Daseins schärfer empfinden werde. Nach dem Verlauf der nächsten bittern Tage , werde ich mit Dank Ihren Besuch empfangen. Zu erschöpft bin ich um mehr zu sagen – Ihre tiefleidende

Caroline Richter.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Josephine von Welden. Bayreuth, 15. November 1825, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0570


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

D: Ernst Vincent: Unbekannte Briefe von Jean Paul und seiner Frau Caroline, in: Euphorion 29, 1928, S. 409.


Korrespondenz

Zur Datierung: Eigentlich undatiert, nach D Abfassungsdatum ein Tag nach dem Tod, wo Jean Paul noch aufgebahrt lag. Seine Beerdigung fand am 17. November 1825 statt.