Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 21. September 1802, Dienstag

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B. 21 Sept. 1802

C. Meine Worte sollen S. noch in Dresden finden u recht gesund u recht wohl! Ihre Letzten hab' ich so oft gelesen, daß ich s. bei nahe vergessen könnte, was, so widersprechend es auch lautet, doch ganz natürlich ist. Über Alles das, was S. mir sagten möcht' ich recht vieles mit Ihnen reden u ich werde – das Wann mag uns auch spat zu Theil werden – recht vieles zu fragen u zu antworten haben, wenn wir uns einst wiedersehen.

Hätten S. doch meinen Grundsaz üb. das Wiedersehen oder nehmen S. ihn noch an: ich erwarte die Menschen nie beim Wiedersehen ganz so, wie ich s. erwarten könnte u sollte d. h. wie ich s. verlies, um, wenn ich s. so finde, mich zu überraschen.

C.! unter vielen Tausenden v. Menschenwesen hatte keiner so viel Gelegenheit Menschen kennen zu lernen, alswie ich u läge nicht so viel Liebe in mir, sie wäre längst aufgezehrt. Ich kann nicht so gut seyn Car.! wie ich's seyn möchte; aber ich mein' es mit meinem Nächsten gut. Der Ton, den S. über mich, in meinen schriftlichen Worten finden, ist wahr u natürl.; in meinen mündlichen such' ich ihn zu überschreyen, um niemandKeinem lästig zu werden.

Mein Zurückzug v. den Menschen gefällt mir, seit einiger Zeit, so wohl, daß ich so gar meine kleinen Zimmer u meine Meubeln verschönerte u mein Leben mit mir zu verschönern.

S. könnten mir einen dunkeln Kopf, ohngefehr so groß wie ein kleiner Bogen Papier zeichnen oder malen u mir ihn in ein braunes Kabinet, worinn ich Fr. II, Jos. II. Jean P. m. Freund. Uhlf. u noch einen sehr guten alten Kopf habe u gerade noch einen Plaz zu füllen, schenken, dam. ich mir keinen zu kaufen brauche u ich doch einen v. Ihrer Hand habe.

|2 Ideal oder Kopie ist mir Eins.

Mein Freund. Uhlf. hat eine Tochter, die anfängt artig zu zeichnen, die hat mir eine Landschaft geschenkt, die aber an einem andern Orte gut plazirt ist.

Ich habe einige rechte gute Gemälde, die ich Ihnen möchte sehen lassen können.

Besonders wünscht' ich Ihnen das prächtige u treue Portrait m. M. meiner guten Mutter zeigen zu können. Für die Beschreibung Ihrer ordentlichen TagesOrdnung u das Gemälde Eichels dank' ich Ihnen sehr. Morgen werd' ich Thieriot schreiben d. h. antworten u v. Ihnen grüssen.

Es gefällt ihm nun besser in Par., als anfangs u er ist wohl. Uns. C. R. wird viell. noch in diesem Mon. Mutter ; sie ist ganz gesund u gnz vergnügt. Eigentlich hat mir Thieriot keinen Reiz f. Par. b. gebracht: er sagt die 4 Elemente taugen daf. nichts. Haben S. die Briefe über Engel.pp v. E. Bernd. geb G. nicht schon gelesen: so lesen S. sie so bald S. mir geschrieben haben.

Wie wärs wenn S. mir Einiges v. Ihren Dresdner Arbeiten zum Sehen unfrankirt zuschickten? Ging dies. an? Ich nehme recht gerne auch ein Nein zur Antw. C.!

A Dieu, Leben S. recht fleißig u.s.w.!

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 21. September 1802, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0573


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Bl, 1¾ S.