Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1

Mein. d. 27. Nov
1801.

Mein Alter und Blühender! Das Ubrige sol meine Frau sagen. – Meinem Bruder geben Sie die Prinzensteuer oder Apanage fort ,

Vom dummen And. ists aber sündlich, aus Privatrache einem armen Teufel seinen Lohn u seine Rettung zu nehmen.
er müste denn des Teufels lebendig sein. – Meinem O. geben Sie die den Brief erst am Geburtstage früh mit d Buch ; u. sich selber einen – Kus von mir, wenn nicht das unter allen Dingen das einzige wäre, was ein Mensch nicht sich selber geben kan. Hiezu ist immer ein repräsent. System u. Parliamentsglied nöthig, z. B. die Fortschreiberin dieses, welche so anfängt:

R.

Daß sie ja auch noch eine chargée d’affaires ernennen muß, wenn nicht Emanuel bald in die zweifache Umarmung fliegt, wo ich Sie dann an meinen Gemahl zurückweisen werde. Ich freue mich auf Ihren Brief, den Sie mir versprochen indem ich noch in der Freude über den vorigen bin, den ich schon habe – ich weis nun alles aus Leipzig – aber mein Blättchen aus Cassel |2 ist nicht mehr. ich könte sagen "es ruhe sanft Deine Asche", denn ich glaube ich habe es verbrant, sonst wäre es Ihr.

Wenn die Ähnlichkeit zwischen meiner Tine und mir, Ihnen wie eine eigne Gestalt zugesprochen hat – macht sie mich glücklicher als je – da gewinne ich wieder von dem was sie ihr gegeben –. ach wäre sie damals gegenwärtig gewesen als wir bei Ihnen glücklich waren, als wir in dem kleinen Wägelchen fuhren, als Emanuel so froh die Kinder und Arbeitsleute grüßte wie wäre er selbst ein Kind, of da pflückte sie ja auch anin der Blüthe der schönsten Erinnerung.

Ich soll Sie nicht für zu gut halten Emanuel? Lehren Sie mich wie ich es mache an Ihrem Bilde in mir etwas zu rücken, abzuschneiden, es nur zu bewegen? Und ist es denn zu gut, wer will da Richter seyn? Wollen Sie es? Sie können es nicht, und daß Sie es nicht können, macht auch nur noch unfähiger dazu. Lassen Sie es mir – und wenn es Ihnen wehe thäte, mir thut es wohl, und wer leidet lieber als Sie, für andrer Glük?

|3 Sie kommen, diesen Winter noch, das wiederhole ich mir am liebsten aus Ihrem Briefe – welche Tage werden es seyn, die Sie bei uns verleben – für uns. Nun ganz so rein und ohne Störung, wenn Sie dendie, die heute mit Ihnen glücklich sind auch zu uns führen. Sie haben hier noch einen Verehrer, der Sie durch Ihre Paullina , und durch Ihre vortrefliche Voigt kennt – er heißt Schwendtler. Wenn Sie der V. schreiben, oder sie sprechen sagen Sie ihr, das ich oft zu ihr hinaufschaue, und ihren kräftigen Handdruk noch fühle, und ihr ähnlich seyn möchte. Aber sie soll mich mit irrdischen Namen nennen, die ich verdiene, um mich nicht zu beschämen, sie aber könnte man nur mit himmlichen Namen nennen.

Ich erwarte sehnsüchtig was Sie mir über die lezten Worte unseres lezten seeligen Abends in B. noch weiter sagen werden. Misverstanden, denke ich, habe ich Sie nicht lieber Emanuel, und ich bilde mir ein meine darüber geschriebenen Worte waren nur undeutlich. Doch so etwas verwirrt sich durch sSchreiben immer mehr, und wir laßen das für ein Gespräch liegen.

|4 Vor einigen Wochen ordneten wir R. Briefe Emanuel hat viele dabei, die ich alle gelesen habe – guter guter Emanuel rief ich in mir – Engel – und Reiner! Diesen Genus werde ich mir oft geben, und mir aus den Erinnrungen meines Mannes eine glükliche Gegenwart bilden. Dieser Herrliche ist gesund – ich begreife oft nicht, wie er sich bei der Einförmigkeit unseres Lebens froh erhalten kann. Ich liebe ihn steigender – wie, und wo kann Liebe vergehen Wenn Sie oft das unschuldige heitre Lächeln sähen mit dem er mich in meiner Stube aufsucht, und herzlich küßt, Sie müsten rufen "Himmelskind!" und wenn er mir nicht thäte, und wenn er nur so für sich ohne Gegenstand – oder einem Fremden – so seine Kindlichkeit enthüllte ich müste ihn eben so – nur schmerzlicher lieben

Wir feiern auch Ottos Geburtstag mit, auf zwei leeren Stühlen sehen Sie uns in Ihrer Mitte – Seyn Sie rein seelig – Grüßen Sie Ihren edlen Bruder recht warm.

Kommen Sie bald und schreiben Sie bald.

Ihrer
Caroline.

Zitierhinweis

Von Jean Paul und Caroline Richter an Emanuel. Meiningen, 27. November 1801, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0589


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: SBa, OFS.Autogr. R 1(1801.11.27
1 Dbl. 8°, ½ S. von Jean Paul, 3½ S. von Caroline Richter.

Überlieferung

D: Denkwürdigkeiten 1, S. 101–102 (unvollständig).

D: 3. Abt., Bd. IV, Nr. 216 (nur von Jean Paul).


Korrespondenz

Präsentat: über Jean Pauls Brief: 30t Dec: beantw.; über Caroline Richters Brief mit anderer Tinte: 10 Dec: beantw.