Von Caroline Mayer an Georg Christian Otto. Berlin, 6. Januar 1801, Dienstag

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Das Wesen welches den Muth hat sich für das Leben und die Ewigkeit dem ersten und heiligsten anzuschließen , solte auch nicht furchtsam seyn, sich dem geliebten Freunde darzustellen

Aber es will mehr – es möchte in den Kreis der Liebe mit hineingezogen werden, denn nur Liebe mildert die ernsteren Foderungen denen es erliegen würde.

ich weis, daß mein Richter mich Ihnen gezeichnet hat aber ich kenne die Farben mit denen er malt. ich will nur Ihrer Fantasie zurufen, das Bild mit blaßeren Farben in Ihre Seele zu tragen – die Wirklichkeit allein soll es in Ihr Herz drücken – damit ich nicht voraus verloren habe, wenn ich Sie sehe, und von Ihnen und Ihrer Amöne geliebt seyn möchte. –Ihre Gestalten schweben schon lange vor meiner Seele, wie Ideale denen man nachfliegen möchte – wie Sterne die klar und freundlich uns leuchten. ich zweifelte einst an solchen Menschen. Meines heiligen Freundes Bekantschaft, sein näherer Umgang endlich sein innigstes Verhältnis zu mir, haben mir den reinsten Glauben auch an mir selbst, gegeben, und ich fühle eine Kraft im Innersten zu werden, was ich an Euch, Ihr seltnen Menschen Alle, so heilig verehre.

ich danke dem Schiksal nicht allein für ein Glück was mein Herz ganz empfinden kann, aber auch, daß es so schön durch die Würde meiner Bestimmung zur eignen erhoben werden wird, damit ich wiederum das Glück verdiene. – O wie leicht macht es mir die Vorsicht gut zu seyn? – – –

Sie lieber theurer Freund meines herrlichen Menschen! Ihr Herz nimmt mich auf, das weis ich gewis – wie sehn' ich mich nach dem Augenblik da unsre Herzen in einer vierfachen Umarmung sich ergießen werden. – ich gebe mich hin dem Dienst der Liebe, der Freundschaft für jeden einzelnen – ich habe ja nichts als mein Herz – ein ofnes warmes – nehmen Sie es an.

C.

Dienstag den 6 Jan. 1801.
Zitierhinweis

Von Caroline Mayer an Georg Christian Otto. Berlin, 6. Januar 1801, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0598


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 1 S. Über dem Brief von Caroline Richters Hand: Erster Brief von mir an Otto.