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Verehrteste Frau Legationsräthin,

Schreiben Sie es der Ihnen so eignen liebenswürdigen Nachsicht und Gefälligkeit zu, wenn ich Ihnen auf's Neue mit einer Bitte an Ihren Herrn Gemahl, den ich nicht in seinen Geschäften und ihrem für die Lesewelt so erfreulichem Fortgange, stöhren will – lästig falle . Ich stehe nämlich im Begriff eine neue Ausgabe der sämmtlichen Schriften des verstorbnen trefflichen Ernst Wagner zu besorgen, und bin auch deshalb bereits in Unterhandlungen mit einem Buchhändler getreten. Um aber diese Ausgabe, die sich durch typographische Sauberkeit gefällig darstellen soll, auch übrigens nach Kräften auszuzeichnen, bin ich willens derselben eine Biographie des Dichter's voranzuschicken, und habe zu diesem Ende schon vor längerer Zeit angefangen Notizen zu sammeln; Allein, seitdem ich erfahren dass Wagner mit dem trefflichen Jean Paul Richter in freundschaftlicher Verbindung gestanden, ist es mir natürlich sogleich eingefallen, die benöthigten Notizen aus dieser gewiss allerreichlichsten und aller reinsten Quelle zu schöpfen. Ich bitte daher Ihren Herrn Gemal, durch das Organ das er am liebsten hört, nämlich durch Sie selbst, mir, was er von Ernst Wagner's Lebensverhältnissen weiss, nur flüchtig verzeichnet zu kommen zu lassen, damit ich sie mit dem was mir anderseits versprochen worden zusammensetzen könne. Vielleicht erlaubt er mir gar, ihm den Entwurf der Biographie, wenn er vollendet ist, zur etwa nöthigen Berichtigung von Daten und Umständen vorzu- |2 legen, damit dem ihm werth gewesenen Dichter kein unwürdiges oder unächtes Ehrengedächtnis gestiftet werde.

Vor einigen Tagen hörte ich die Frau Gräfin Schönberg – Mutter der Gräf. Düben – von Ihnen und Ihrer liebenswürdigen Familie ganz auf die Weise sprechen wie ich und Jeder der das Glück hat in Ihren Kreis aufgenommen zu werden, es nachempfindet – nämlich mit der innigsten Hochachtung und der freundschaftlichsten Wärme. Es that mir unbeschreiblich wohl und vergegenwärtigte mir die herrlichen, leider so flüchtigen Stunden in Bayreuth, im verflossnen Jahre .

Genehmigen sie, hochverehrte Frau Legationsräthin meine Empfehlungen an Ihre Familie, und die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung mit welcher ich die Ehre habe mich zu nennen

Ihren
ganzergebensten Diener
Carl Borrom. von Miltitz.

Scharffenberg bey Meissen
am 5ten July 1821.
Zitierhinweis

Von Carl Borromäus von Miltitz an Caroline Richter. Scharffenberg, 5. Juli 1821, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0606


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 4°, 2 S.