Von Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf an Caroline Richter. Stuttgart, 26. Oktober 1826, Donnerstag

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Stuttgart den 26. Octbr. 1826.

Euer Wohlgebohren

irren sich, wenn Sie in Ihrem Schreiben vom 21.– annehmen, es seye mir nicht gefällig gewesen, Ihre Fragen zu beantworten, – da es ganz der Mehrheit und der Sache gemäß ist, daß ohne Kentniß Ihres Vertrags mit Herrn Reimer ich sie nicht beantworten kann, indem ich Ihre gegen diesen eingegangenen Verbindlichkeiten nicht kenne, und die Beantwortung doch davon abhängt.

Sie können versichert seyn, daß ich jenes Schreiben ganz unbefangen und mit redlicher Gesinnung schrieb: mir ist jeder Streit und Uneinigkeit ein Eckel, und Sie können keinen größern Schmerz über diese Verhandlungen fühlen als ich – nur mit dem Unterschied, daß ich sie nicht so herbeigeführt habe, daß ich Schaden und großen Schaden leide, der von Ihnen hätte leicht abgewendet werden können, und den der verewigte Jean Paul nie würde zugegeben haben; wie seine Briefe beweisen werden, wenn ich sie publicire.

Sie können auch aus demjenigen was ich wegen der Selina schrieb, abnehmen, daß ich nur nach Vermuthungen hätte jene Fragen beantworten können, aber annahm, daß "da Sie wegen der Selina nicht genirt seyen," Sie auch über den einzelnen Verlag nicht geniert seyn werden, welches andere Werk es auch beträffe.

Nun bin ich freilich durch Ihre Erklärung vom 21. ganz ins Klare gesetzt, da Sie schrieben, daß Sie meiner Handlung keine weitere Auflagen, die in Ihrem Verlag erscheinen werden, übertragen können, und daß Sie sich hiezu bestimmt sehen weil ich Ihre Fragen, nicht beantwortet hätte.

Sie konnten also darüber verfügen. Sie wollen diß nicht zu Gunsten meiner Handlung – diß muß diese und ich mir gefallen laßen, und ich habe dabei nur zu bedauern, daß ich mir diesen Unwillen durch die gutmüthigste aber mit Gründen belegte Nichtbeantwortung von Fragen zugezogen habe, die ich ohne die Beantwortung der Ihnen vorgelegten |2 Vorfrage nicht verfaßen konnte.

Ich gestehe dabei daß mir diese Erklärung aus diesen Gründen das unerwartetste war.

Was die Selina betrift so habe ich auf diese durch die oben bemerkte Aeußerung gar nicht verzichtet, und ich stelle es Ihrem Ermeßen anheim, ob Sie, nachdem der seelige Jean Paul deren Verlag mir zugesagt, Sie diß auch in Ihrem Schreiben anerkant haben , nun ohne weiters anders darüber zu verfügen berechtigt sind – ich verzichte nicht darauf dann es ist eine Zusage Ihres verewigten Gemahls, deren ich öffentlich schon erwähnt habe, und worüber meiner Ansicht nach kein anderer Anders verfügen kann.

Meine Handlung kann nur durch Ihre Erklärung, daß das Privilegium nicht auf diejenige einzelne Werke rückwärts ausgedehnt werden sollte, hinlänglich beruhigt seyn – was den Punkt des Rechts betrift –. Zu streiten mit Herrn Reimer daß er hiebei nicht beobachtete was diese Handlung gegen ihn beobachtet, ligt nicht in unserem Sinn. Mag jeder seine Handlungsweise verfolgen: das Rechte gibt doch nur Segen.

Die f 511. 12 x sind sogleich von meiner Handlung bezahlt die eine bestimmte Quittung für was diese Zahlung war wünscht – Ihr indeßen eingegangenes Schreiben kann genügen.

Da Sie jene Zahlung als aus den Händen eines Freundes des Seligen gekommen betrachteten, so weiß ich mir um so weniger das Weitere, zu erklären, je richtiger Sie jenes ansahen.

Mit dem besten Wunsch Ihres und der Ihrigen WohlErgehens

Ew. Wohlgeboren pp
Zitierhinweis

Von Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf an Caroline Richter. Stuttgart, 26. Oktober 1826, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0622


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Textgrundlage

h: DLA, Cotta-Archiv
1 Dbl. 4°, 1¾ S. Über dem Brief vfrH: Abschrift eines Schreibens an Frau Caroline Richter, geb. Mayer/ in Bayreuth.


Korrespondenz

B: Von Caroline Richter an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf und die Cotta'sche Buchhandlung. Bayreuth, 21. Oktober 1826, Sonnabend
A: Von Caroline Richter an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 16. Dezember 1826, Sonnabend