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Berlin d. 23. Jan.17.

Meine liebe Caroline!

Gib anliegendes Briefchen an Deinen lieben Mann, zu deßen Gefahrlosen Befinden ich hertzlich Glück wünsche.

Freylich bist Du durch die Fülle der Beweise Deiner u Deiner Kinder Theilnahme an mir, gegen meinen Zweyfel, wenigstens gegen meine Ungeduld gerechtfertigt. Doch aber brauche ich mich der letzteren auch nicht zu schämen.

Tausend Dank für alle jene Beweise , u behalte ich mir die Antwort an die Kinder vor; so bald ich dazu aufgelegter, wie jetzt noch, seyn werde. Küße sie alle. Meine Frau erklärt sich eben so.

Dein treuer Vater
Mayer

|2 Theuerste Caroline!

Vielen Dank für Ihre und Ihrer Töchter liebreiche Aufmerksamkeit für mich; Ihre hübsche Stickereien haben mir viel Freude gemacht, nicht weniger die in Ihrem Briefe geäußerte Klage, daß man sich in Bayreuth keine gute Stick-Materialien verschaffen könne; denn dadurch habe ich doch zufällig erfahren womit ich Ihnen und den Kindern einige Freuden machen kann. Sie wißen man hat hier Gold und Silber gaze in verschiedenen Breiten, sehr schöne colorirte Stickmuster, auch gute Stickseide |3 Sein Sie nun ganz gütig gegen mich und sagen mir unverhohlen was Sie und die Kinder für Arbeit vornehmen wollen; damit ich die Breite der dazu erforderlichen Gold oder Silber-gaze danach wählen kann, wie auch die Stickmuster, wonach sich denn die Auswahl der Farben von selbst ergiebt. Sie glauben nicht wie sehr Sie mich verpflichten, wenn Sie mir recht schnell und offen Auskunft hierüber geben.

Dieser gelinde Winter ist meiner Gesundheit sehr zuträglich gewesen ich habe weniger als sonst an refmatischen Schmerzen gelitten, |4 vielleicht ist auch wohl das Landecker Bad mit daran Schuld; hätte es nur seine Kraft mehr an meinem lieben Mann bewährt, dessen Schwäche in den Beinen mehr zu als abnimt ; übrigens ist er ganz wohl, aber dieser Mangel an gewohnter Bewegung bringt mancherlei Beschwerde hervor.

Auch in Rücksicht Ihrer, habe ich mich über das veränderte bessere Schicksahl Ihrer Schwester recht innig gefreut; denn ich weiß wie Sie, gute Seele, dies so empfinden als ob es Sie selber träfe. Glücklicheres konnte uns allen nichts wiederfahren. Gott sei gedankt daß mein Mann diese Freude noch erlebt hat. – Empfehlen Sie mich dem Ihrigen bestens, ich küße Sie und Ihre Kinder in Gedanken, und danke der lieben Ottilie für Ihren Brief .

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm und Henriette Mayer an Caroline Richter. Berlin, 23. Januar 1818, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0649


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, ¾ S. von Johann Siegfried Wilhelm Mayer, 3 S. von Henriette Mayer.