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Meiningen 4 Märtz
1816

Guter Emanuel! Der Name klingt so schön, ich lieb ihn so – er klingt so rein wie Gloken Ton, so lieb wie der, der ihn trägt. Für Ihren Gruß meinen schönsten Dank – daß ich Ihnen schreiben wollte, sagte ich mit Fleiß nicht in Bayreuth – ey! Sie werden doch nicht böse seyn! ja nun schadet nichts, Sie werden doch wieder gut, ich bitte darum – und jetzt – jetzt ist alles wieder gut – nicht wahr Emanuel? Mir machts Vergnügen Sie erst böse zu machen, dann herrnach mache ich Sie auch ganz geschwinde wieder gut – ob Sie es aber auch wirklich sind – das sollen mir einige Zeilen von Ihrer Hand kund thun, und das hofentlich bald . –

|2 Jetzt will ich denken Sie wären bey mir, in meiner freundlichen Stube, und ich spräche zu Ihnen – ja wenn mir nun auch die guten Geister eingäben, was Emanuel am liebsten hört – was soll man Ihnen sagen, was Ihnen nicht schon gesagt wurde – da würde ich wohl still seyn müssen – Sie kuckten mich an, und da wärs gut – die Augen Sprache ist ja so beredt als der Mund. – Darum kommen Sie nach Eisenach – auch der schönen Gegend halber sollten Sie hinkommen – heute riecht schon ordentlich eine milde Frühlingsluft – und wenn wir dort sind, dann ist's noch schöner – und wenn Sie dort sind, dann ist es gar nicht schön – ich wollte sagen, ich weiß nicht – wissen denn Sie es nicht – ach sagen Sie Emanuel wie es ist – kommen Sie. – Den letzten Abend sprachen Sie recht aus meiner Seele – es that mir |3 wohl – Gott lasse Sie in der schönen Ueberzeugung – unsere innere Welt, in der liegt ja so unser Glück – darum glücklich der, der gerne von der außen Welt in die Innre geht. – Ich habe meine Tante Antonie von Ihnen gegrüßt – sie ist wohl, ein eben erhalltener Brief sagt es mir. – Daß wir noch oft in Gedanken in Bayreuth sind, brauche ich Ihnen wol nicht zu sagen, Sie sind es so überzeugt – grüssen Sie mir Ihren Otto, und seine Amöne an Richters und Schuckmans erbitte ich mir die Huld beyfolgende Innlage zu schicken – Sie sind zu gut um böse darüber zu seyn. – Waren Sie schon wieder viel auf dem Lande? Da ist es jetzt am schönsten, da bemerkt man Recht das emporkeimende liebe Grün – ach, da ist es schön, lieber |4 Emanuel. – Mögen Sie noch mehr hören? ich denke ich bin stille – wir Mädchen wir verstehn ja so nicht so recht zu plaudern – und dann wollte ich so gerne Sie dächten – schon uns? darum lieber nicht zu lang. Mutter und meine Geschwister und der Vater in Eisenach sind wohl – und wollen Ihnen empfohlen seyn. – Leben Sie wohl und glücklig, und wenn Ihre Gedanken auf Reisen gehn, so schicken Sie sie auch zu uns –

Adio Emanuel, mio buon amico

AmandavSchlabrendorff.

Zitierhinweis

Von Amanda von Schlabrendorff an Emanuel Osmund. Meiningen, 4. März 1816, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0670


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Textgrundlage

H: Slg. Apelt
1 Dbl., 3¾ S. Brief- bzw. Blattnummerierung vfrH.


Korrespondenz

A: Von Emanuel Osmund an Amanda von Schlabrendorff. Bayreuth, 22. Mai 1816

Präsentat: Am 22 Mai beantw.