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B. 13 Dec. 8.

Gut- und freundschaftlichgesinnte!Weder in mir noch in Ihnen, sondern außer uns hab' ich die Ursache Ihres allgemeinen Schweigens ruhig gesucht und eben so dessen Unterbrechung abgewartet. Gestern wurde mein Suchen und mein Warten schön belohnt, durch Ihren lieben Brief und der geliebten zwei Beilagen.Nehmen Sie einstweilen meinen heutigen Dank in großen Zügen, für sich, die edle Schwester und die gute Tochter an; bald sollen die schuldigen Antworten auch erfolgen.

Wie konnten Sie mir diese zwei schönen Blätter seit dem 17ten Oct. vorenthalten? Das fragt Sie doch heute schon mein Herz.

Gottlob! daß Amanda – ich grüße sie recht herzlich – wieder gesund ist und daß Schwendler doppelte Beweise der Dankbarkeit seiner Fürstin bekommen hat!Ich hoffe mit Ihnen und wünsche Ihnen Glück und Segen zur guten Hofnung.

Lassen Sie der Schwester immer ihre Bücher und der Tochter den ihr wohlthätigen kleinen Hof; Sie haben Sich, Mann, Kinder und noch Vieles um Geistesbeschäftigungen und Erholungen hinlänglich zu genießen.

Auch ich habe mich noch mehr zurück- und eingezogen.

Seit 4 Wochen wohnen mir unsre Richters nahe ; aber ich sehe sie weniger als sonst.

Die Odilie spielt eben bei mir und ist so glücklich als ihr Wirth durch sie.

Caroline will Ihnen heute schreiben.

|2 Langermann ist wohl kein Mann der nach einem Weibe langet; Amanda hat es nicht errathen.

Kanne heißt der Geliebte Jettens.

Er ist als Profeßor nach Nbg. gerufen worden, wohin er bald gehen wird.Gegenwärtig ist er in Göttingen.Geht er durch Meiningen: so soll er Sie aufsuchen.Ich schreibe ihm heute und will es ihm aufgeben.Mein guter Stokar war 3 Wochen mit mir in Döhlau recht vergnügt.

Jetzt ist er lange wieder in Regensbrg.

Auch ich glaub' es immer mehr, daß meine Stellung unter den Menschen, für mich von der Vorsehung am gerechtesten und am besten ausersehen ist.

Erde heißt mein eigner Heerd und Menschen heißen meine Familie.Wir haben viel französisches Militair hier u im Lande.Eben haben sich mir 2 Offiziere auf Ordre angemeldet.

Meine ruhige, sonst so stille Wohnung!

Meine liebe Pauline küß' ich kindlich u heiß.

Besser konnt' ich das Geschirr nicht bekommen, auch sonst nichts. Mich freut es, daß Sie mir diesen Auftrag gegeben und noch mehr würde es mich freuen, wenn Sie mich nicht noch einmal um den Preis dieser Kleinigkeiten fragen möchten.Ihre Grüße sollen besorgt und mit Freude aufgenommen werden.

Die vielwissend und viellesende Schwester und den thätigen, treuen Gatten grüß' ich durch Sie, meine verehrteste u treuste Freundin!

Em.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Henriette Schwendler. Bayreuth, 13. Dezember 1808, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0689


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Bl. (?), 2 S. Briefnummerierung vfrH.


Korrespondenz

B: Von Henriette Schwendler an Emanuel. Meiningen, 18. November und 4. Dezember 1808
A: Von Henriette Schwendler an Emanuel. Meinigen, 5. Januar 1809