Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 22. März 1806, Sonnabend

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Berlin d. 22. März 1806

Meine liebe Caroline!

Um Dich über Deinen letzten Brief , worinn Du um 100 rth von Deinem bey der Seehandlung gestandenen (jetzt beym Kaufmann Richter ) placirten Capital bittest , nicht in Ungewißheit zu laßen, melde ich Dir, daß so wenig mir auch ein Recht zustehet, Deine dispositionen über das Deinige zu dirigiren, eben so wenig ich doch auch über Dein Kapital Vermögen ohne Genehmigung Deines Mannes, disponiren kann. Freylich willst Du es zu seinem Vergnügen verwenden. Allein diß schließt seine Genehmigung nicht aus, für mich wenigstens nicht, da ich es hierunter nicht auf gut Glück ankommen laßen kann, wenn sich nach einem Todesfall nichts schriftliches fände. Verzeyhe also, wenn ich Dir die verlangten 100 rth nicht schicke; gönne mir aber dagegen das Vergnügen Dir 100 rth zu einen Forte Piano zu schenken; und warte nur den Zeit Punkt ab, wo es mir bequemer als jetzt fällt.  Denn eben jetzt habe ich in der für mich und die meinigen so wichtigen Sanneschen Sache sehr bedeutende Ausgaben, die mich nötigen, alles zusammen zu halten.

Überdem habe ich um Herrn Mahlmann abzufinden , einen |2 Theil meines eignen Capitals zur Acquisition der Richterschen Obligation verwenden müßen.

Ist indeßen das Bedürfniß der 100 rth etwan darum dringender, weil ein gutes Instrument wohlfeil zu haben ist, So melde es mir, u ich will auch diese 100 rth wohl herauspreßen.

Hoffentlich wirst Du nun schon die Zeichnungen von meiner Frau u mich mir bekommen haben; u bitte ich nur wegen der abermals unterlaßenen Franquirung um Entschuldigung. Diß muß auf andere Art gut gemacht werden. Auf einen vor Absendung der Zeichnungen schon an Dich geschriebenen Brief , vermiße ich alle Anzeige des Empfangs. Doch werde ich noch Deinen vorletzten Brief nachsehen, wozu ich nur jetzt nicht Zeit habe.

ich bin äußerst durch Geschäfte gedrükt, besonders durch die sich auf den Besitz u Verkauf von Sanne beziehenden.

Auf Deines Mannes paedagogisches Product freue ich mich zum Voraus. Grüße ihn von mir.

Lebe wohl. Meine Frau grüßt von Hertzen; u ich werde mich freuen bald Nachricht von Dir u Deinen gar nicht erwehnten Kindern zu hören,

Dein treuer Vater Mayer

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 22. März 1806, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0690


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 2 S. Anstreichungen vfrH.