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Geliebte Odilie!

Wie leid ist es mir daß Dein Geburtstag früher als die Ankunft dieser Sachen, war. Allein es ist nicht möglich gewesen sie früher abzuschicken, wenn ich mir gleich mit den Strümpfen sehr geeilt habe. Ob sie Dir gleich überflüßig scheinen werden, so sind sie doch ein Geschenk der Liebe, die Du dadurch erwiedern mußt, daß Du sie besonders in der Nacht trägst. Solltest Du sie auch über die baumwollnen [...] ziehen müssen. Ich meyne, alles was Dir in unserer Nähe gleichgültig dünkt, müßte Dir jetzt heilig sein, so die treueste Befolgung unserer leisesten Wünsche.

Ich wählte dieses Tuch, weil Du es auch als ein kleines Umschlagetuch auf Kleidern tragen kannst. Bedanke Dich dafür beim Vater. Das Stambuch war ja immer Dein Wunsch, es wird Dir |2 Freude machen, daß es schon beschrieben ist.

Für die Blonden danke ich Dir recht sehr. Die Schwabacher will auch 4 Ellen haben. Sind nun noch so viel da, so kaufe sie auch, ich schicke Dir das Geld gleich. Ist denn Dein Ohr wieder gut? Wie sollte es mich freuen. Ach daß Du doch ganz, ganz gesund wärest, mein Kind. Ich habe Herrn Heine und Augusten nun dringend um Emballirung der Kiste gebeten, am 15ten Nov. soll sie abgeholt werden.

Heute kommen Ranzows zu uns. Therese Welden ist nicht wohl, darum komt Fr. v. W. nicht. Diese ist jetzt wieder ganz so herzlich als sonst. Deine überflüßigen Kleider lasse in die Kiste packen, nebst den Büchern und des Vaters Papier.

Bald mehr, mein Kind! Lebe wohl und liebe Deine treue Dich über Alles liebende Mutter.

Lasse Dir nur den 2 3 Theil von zum Lesen holen, es wird recht schön.
Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, zwischen 9. und 14. November 1822 . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0712


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 2 S. Auf S. 4 Adr.: An | Fräulein Odilie Richter | frei Würzburg. | hiebei ein Päckchen in | Wachsleinwand sig. F. R. | Werth 6 fl. Siegelreste, Stempel und Postvermerke.


Korrespondenz

Zur Datierung: Zwischen Odilies Geburtstag am 9. November und dem 14. November 1822, an dem Odilie sich bei ihrem Vater für die Geschenke bedankt (4. Abt., Bd. VIII, Nr. 217) .