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Leipzig 11 März 1803

Sie haben mir trefliche Sachen geschickt, mein werther Freund, u Sie sollen dafür großen Dank haben. Insonderheit aber fühle ich mich dafür verbunden, daß Sie Sich meinen Vorschlag haben gefallen laßen. Ich hoffe, Sie sollen mit dem Redakteur zufriedener werden.

Das Ubersetzerstückchen u la Grange sind noch nicht aus der Presse, sonst legte ich die verlangten 4 Blätter davon mit bey. Ich will nicht hinsehen, wenn dieser allerliebste Spaß ins Publikum kommen wird. In Berlin wird man laut auflachen.

|2 Die Berichtigung habe ich, wie Sie sehen, auf mich genommen, weil ich so besser aus der Affaire komme. Denn ich muß nun gestehen, daß ich der bin, der sich übereilt hat. Bey dem vielen Zeuge, was bey mir einläuft, kann es nicht fehlen, daß ich Manches nur flüchtig u mit halben Auge durchlaufe. Indem ich nun in meinem Namen spreche (wie ich es denn um so mehr kann, da ich dieselbe Überzeugung von Garve habe), gebe ich der Sache eine bessere Wendung . Ich denke dabey, ich habe es mit einem edlen Manne zu thun, der mir weder die Albernheit zutrauen wird, aus dieser Aneigung etwas |3 machen zu wollen, noch weniger der es der Mühe werth halten wird, davon zu sprechen.

Es war mir nicht möglich, die Kunstnachrichten mit den Übrigen in Verbindung zu setzen; ich habe drum die letzteren Notizen abgetrennt u vorangehen laßen: sie sollen aber sogleich nachfolgen . Allerdings soll nie vom Ernste gelaßen werden, der sicher dazu beigetragen hat, dem Blatte einige Achtung zu verschaffen. Unterdeß ist jetzt eine Periode, die für den Spott nicht vorüber zu laßen ist. Ich habe mir selbst das Vergnügen nicht versagen können, die süßliche Anzeige des Herrn v K. wegen seines Jenaischen Hauses |4 ein wenig zu persifliren. Sie werden das Schreiben von Pachter Knackfuß in Num. finden.

Nach den aufgegebenen Dingen habe ich mich bereits in Berlin erkundigt, u zum Dienstag erhalte ich unfehlbar Antwort, die ich Ihnen denn sogleich den Tag darauf, sammt den Abdrucken, zusenden werde.

Ich sende Ihnen ein merkwürdiges Dokument, das gestern über Halle eingelaufen ist, aber erbitte es mir bald wieder Zurück. Es wird Ihnen nicht entgehen, daß dies ein Stückchen von Herrn v K. selber ist; trotz der Verzerrung der Buchstaben u der ganzen Affektation ist seine Hand doch unverkennbar. Mein Setzer erkannte sie sogleich u jeder findet es so. Im Chevallier |5 liegt schon Alles . Es ist doch ein unbegreiflich thörigter Mensch, u er wäre werth, daß ich den Empfang der Zeilen durch den klaren Abdruck bescheinigte . Es kommt ihm nun doch zu stark, u er mag sich nicht vorgestellt haben, daß meine Zeitung ihn so ängstigen u das Übergewicht sich zu verschaffen wissen wird. Ich denke Sie thun wohl nicht übel, wenn Sie diesen verkündigten Ausspruch K.s über sich selber dem Herrn v Göthe mittheilen; es ist höchst lustig.

Noch eins. Ich ehre Ihren Wink u werde Göthe nicht bitten . Aber so eben hat Merkel, nach seiner gewohnter Niederträchtigkeit, die boshafte Lüge in einer Berliner Zeitung verbreitet: die Leute von Geist, die Anfangs meiner Zeitung beigetreten, seyen sämtlich von ihr abgegangen, u Alles suche jetzt eine Ehre darin, |6 sich an den Freimüthigen anzuschließen . Dawider ein Wort zu sagen, wäre thörigt. Aber wie der gros des Publikums nun ist, er läßt sich durch Frechheit imponiren. Wird es also nicht gerathen, gerade jetzt einen u den anderen großen Namen hinzustellen? – Ich finde freilich, daß, wenn von Göthe rein u frey gesprochen werden soll, es nicht gut angeht, daß er unmittelbar Theil zu nehmen scheine. Einen höchst erwünschten Beweis seines Interesse habe ich ja, vermöge Ihres gütigen Versprechens zu erwarten. Aber wenn Sie es bewirken könnten, daß Schiller mir eine Kleinigkeit unter seinem Namen gäbe (ich habe ihn vor einiger Zeit darum ersucht u er hats mir auch versprochen), so würden Sie für mich etwas Verdienstliches thun. Sie Selbst müssen sich auch mitunter nennen, darum bitte ich ebenfals. Wenn ich wüßte, daß Wieland nicht mit Vorurtheil gegen die Zeitung eingenommen wäre, die er vielleicht unter Einfluß von seinen Gegnern glaubt, so würde ich an Ihn auch diesenhalb schreiben. Verwenden Sie sich bey ihm für mich. [...]

Zitierhinweis

Von Karl Spazier an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 11. März 1803, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0724


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1D,13
1 Dbl. u 1 Bl. 8°, 6 S. Schluss fehlt möglicherweise.