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Berlin d. 2. 9.ber 8.

Liebe Caroline!

Deinen letzten Brief habe ich richtig erhalten, und werde der Frau von Kalb Deiner Ordre gemäß Zahlung leisten. Auch ist es schon mit den 18 gr., die Du ihr vor einiger Zeit assignirtest, von mir gleich damals geschehen; und kannst Du Dich darnach in Deiner Rechnung mit ihr richten.

An Herrn Kr. R. Fischer ist schon vor 14 Tagen ein Brief u Packet zur Bestellung an Dich abgegeben, wir hören aber daß sie noch hier sind; u wirst Du also ihre Ankunft abwarten müßen. Bey uns hat sich keiner von ihnen sehen laßen, obwohl meine Frau der Dame sogar die Visite gemacht hat, um sie um Mitnehmen des Packets zu ersuchen.

Deine Nachrichten von Minna sind für mich Geheimniße. ich habe kein Geständniß von ihr erhalten, u da sie mich hiedurch belügt, so glaube ich auch an den vorgeblichen Tod ihres Kindes nicht. Nach ihrem neuesten Brief stehet sie mit Herrn |2 Iffland in tractaten wegen Eintritt als Schauspielerin , u ich habe nichts dagegen. Sollte sie auch in Berlin debutiren, so werde ich doch das Theater nicht eher besuchen, bis ihr Ruf Sich zu ihrem Vortheil, bestimt hat. Nach zweyjähriger Entwöhnung vom Theater, kostet mir diß keine weitere Überwindung.

Über die Kinder bin ich auch Deiner Meynung, daß es am besten ist, sie ihr zu überlaßen. Erzieht sie sie schlecht, so bereitet sie sich selbst ihre Strafe. Das Verdienst die Kinder unter meine AufSicht zu nehmen, ist für mich zu theuer zu erwerben. ich habe genug an dem, was mir meine eigne Kinder bereiten, oder doch, wie Du, erhalten, wenn Minna gleich auch diesen Crantz von meiner Schläfe reißt.

Noch erwarte ich von ihr den Todten Schein des Kindes; und sollte es mir leyd thun, wann ich ihn in Leipzig selbst abfordern sollte. Denn ich muß wißen, was aus dem Kinde geworden, u wer deßen Vater ist, wenn anders Minna nicht mit mehreren zugehalten habe.

|3 Meine Lage wird täglich drükender, weil des Königs Hülfe, so lange dauret. ich habe über 3000 rth Gehalt zu fordern, und lebe von Schulden .?

Gott gebe, daß das Schicksal der dortigen Provintz bald entschieden werde. Denn der Zwischen Zustand ist unter allen der unerträglichste.

Meine Frau, die Dich grüßt, freuet sich auf die Schmalz Butter.
Lebe wohl; grüße Deinen Mann, u küße Deine Kinder. Dein
treuer Vater
Mayer

Kennt Dein Mann les oeuvres de Rivarol ? Sie würden ihn interessiren.
Grüße Herrn Otto.

|4 ich weiß nicht, ob ich Dir schon gemeldet habe, daß die Heyraths tractaten zwischen Herrn v. R. u D lle Stubenr. wieder auseinandergegangen sind. Sie haben gefunden, daß sie zu genau für einander paßen.

Meine Schwester wohnet jetzt vor dem Schlesischen Thore, dreyviertel Stunden von mir. Ihre Wohnung ist übrigens ein schönes Panorama; u wohlfeil. –

Aber die Entfernung!

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 2. November 1808, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0727


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3½ S. Auf S. Unterstreichung vfrH.