Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
d. 11. April
Meiningen

Guter herrlicher Emanuel,

Ihr Brief war nur das Zeichen zur Übergabe dieser beifolgenden, die wir nach Ihrer Abreise erhielten, mein Mann glaubte das unmittelbare Mittheilen Ihres Bruders machte größere Eil überflüßig.

So sind Sie glüklich und gesund in Ihr liebes Haus wieder eingekehrt ? Auf Ihrer ganzen Reise hat Sie der Himmel gesegnet, und wir nur gebetet daß Sie aus einem Freundes Arm in den andern fallen möchten. In Rodach glaubten wir Sie a befriedigt, und sahen Sie am zweiten Morgen eben so begleitet von dort wegreiten, als von Meiningen. Unsre, Ihre Freunde waren fast noch begieriger auf Ihren Brief als wir selbst. Wir sehnen uns nun nicht mehr allein nach Ihnen herrlicher Mensch – was Sie an Ihr Herz geschloßen nur liebend angeblikt haben, hofft auf und betet für Sie. – Otto sol uns doch das Blat des Vaters schicken, worin der Tod der Schwester beschrieben ist .

|2 Welch einen Triumph fühle ich dabei, und wie liebe ich stärker die guten Menschen um ihrer Liebe willen. Warum wißen Sie nicht, Ruhiger, daß wir Ihnen danken, am meisten fühle ich es, wie viel Zufriedenheit dazu gehörte, überall, und mit und durch alles glüklich zu seyn. Wenn Sie froh waren, so sind wir gesegnet. Unsre Frühlings Reise nach Leipzig ist nun in eine Herbstreise verwandelt. Um dieselbe Zeit als ich im vorigen Jahr bei Ihnen glüklich war , werde ich es wieder seyn, und vielleicht unter Ihren Augen. Mein Vater kann sich nicht früher von seinen Geschäften trennen, sagt Thieriot, der die Nachricht aus Leipzig brachte. Daß er hier ist sagt er Ihnen in diesem Augenblik selbst – er gefällt mir sehr.

Diesen Abend gehen wir mit ihm zu den guten Heims, ich mit frischer Freude weil ich Grüße von Ihnen bringen kann – und um so wilkomner ihnen. |3 Die Hofräthin Heim verehrt Sie recht heilig. Und die Mädchen haben glaube ich, noch naße Augen.

Die Künsberg war vorgestern bei mir. Uns haben Sie zusammengebracht – und Sie haben dankbare Glükskinder.

Leben Sie wohl, Bester, ich bin glüklich der gute engelgute Richter ist gesund, ist auch glüklich und wir beide noch dazu heiter, auch mitunter freudelaut – daran freut sich Ihr liebendes Herz, darum sag' ich’s.

Gott segne Sie guter Engel, ich bin stolz und dankbar auf Ihre Freundschaft schreiben Sie mir bald.
sehr eilig

Caroline.

Nur ½ Wort! – Ich wolte hohenbaum hätte eine Louise gehabt. – Vielen Dank für den Sechseimer Seelentrank; gestern fieng ich mein Wässern wie andere Wiesen an. Pro Centner Fracht 1 rtl. – ist das von Koburg oder Bayr? – Adio Carissimo! – Den einen Brief an Sie öfnete ich wegen der Aufschrift.

P.

|4 Die Zurüksendung der Briefe kostet mich etwas Ehrliches.

Meiningen 11. April 02

– – – – – – – Aber daß Du auch so schnell fortmußtest! Ich sitze hier in Abrahä u. Sarä Schooß, bin aber doch toll, daß man mich sitzen läßt. – Verständiges, wie Sie sehen, wird heute nicht viel geschrieben – ich bin erst seit vorgestern Abend da. – kam üb. Weimar von Herders, denen ich erzählte, ich würde Sie hier finden – u. s. w. was zu seiner Zeit suppplirt werden soll, wie die obigenLakunen , denn Richter, der mir gegenübersitzt läßt mich nicht schreiben vor Lachen. Wegen Paris paß ich noch immer auf Antwort, von der Begleitung aber bin ich frei.

Die Nach Sendung dieses Postskripts kostet mich etwas Ehrliches.

Thieriot

Deine Zeilen am Richterschen Brief hab' ich sowie diesen, noch nicht wieder aus Leipzig Schreib aber eher wieder!
Zitierhinweis

Von Caroline Richter, Jean Paul und Paul Emile Thieriot an Emanuel. Meiningen, 11. April 1802, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0732


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BSa, OFS.Autogr. R 1(1802.04.11
1 Dbl. 8°, 2⅔ S. von Caroline Richter, ½ S. von Jean Paul , ¾ S. von Paul Emile Thieriot.

Überlieferung

D: 3. Abt., Bd. IV, Nr. 263 (nur von Jean Paul und Thieriot).


Korrespondenz

B: Von Emanuel. Bayreuth, 8. April 1802 (4. Abt., Bd. IV, Nr.224)

Präsentat: Beantwortet d. 12 Apr. (darunter mit anderer Tinte :22). Nach einem Brief Emanuels an Thieriot vom 4. Mai 1802 war auch die (nicht mehr vorhandene) Adresse dreihändig (von Jean Paul, Caroline, Thieriot) geschrieben.