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Ich hoffe mein liebster Falk, Sie haben aus dem Tone und Style der Anzeige Ihrer kleinen Satyren , für deren Uebersendung sich meine Ernestine schönstens bedanken läßt, gesehen, daß sie nicht von mir war. Sie war Spazier, ich glaube von Herrn Schütze zugeschickt worden, und ich erfuhr nicht eher davon, bis ich sie las. Es war mir insofern unangenehm, als es mir die Gelegenheit benahm zuerst dieses Bändchen, welches mir sehr gefällt, anzuzeigen. Ihre Prinzeßin mit dem Schweinerüßel, verdient eine ehrevollere Erwähnung, als in diesem Paar Zeilen geschehen ist , und Sie werden diese nächstens finden. Merkels gröbliche Gemeinheit, welche in der Gestalt eines gewißen Herrn Reinhardt herumspukt, hat sich an Ihrem Kinde versündigt , aber ich glaube man muß jedem gratuliren, wer in diesem nichtswürdigen Blatte angegriffen wird. – Mit der Idee eines |2 Marionettentheaters treffen wir beyde zusammen. Ich habe schon ein paar Stücke fertig, und bin Willens unter dem Titel, komisches Theater ein Bändchen zu Ostern ausgehen zu laßen . Ich würde, wie Sie an die Verbeßerung unsrer Theater durch die Marionetten glauben, wenn wir nur Marionetten hätten. Die wenigen Banden, die in Deutschland herumziehen, kommen selten in große Städte, wo doch allein von ihnen Wirkung zu erwarten wäre. Wenn Ihnen an einem Beitrag von mir zu Ihrem Marionettentheater gelegen ist, so verspreche ich Ihnen einen. Die Idee eines solchen Almanachs ist herrlich , und wird unter Ihrer Ausführung, gewiß etwas Vortrefliches werden. – Wo ist denn der verfolgte Geiselbrecht jetzt? Hat der hiesige Bürgermeister Ihnen und |3 Ihren Brief beant wortet? Wird Geiselbrecht nicht versuchen auf künftige Ostern hieher zu kommen? Beantworten Sie mir doch diese Fragen bey Gelegenheit. Was sagen Sie zu Richters Vorschule der Aesthetik? Ich habe lange nicht, so etwas Tiefes u Vortrefliches gelesen. Sonst sieht es in unsrer Literatur recht nüchtern und herbstlich aus. Auf Kommendes Jahr erscheinen wieder mehrere neue Zeitungen. O Himmels und die jetzigen sind schon so schlecht! Doch ihr Herren in Weimar bekümmert euch wenig darum. Ihr habt jetzt ein Fest nach dem andern und euch [...] hängt der Himmel voll Geigen!

Adieu mein liebster Falk. Empfehlen Sie mich Ihrer liebenswürdigen Frau, und bleiben Sie mein Freund

Ihr

ergebenster
Mahlmann

Leipzig
den 6 ten Decbr.
1804.
Zitierhinweis

Von Siegfried August Mahlmann an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 6. Dezember 1804, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0739


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1 C,4
1 Dbl. 8°, 3 S. Auf 4. S. Adr.: Herrn Hofrath Falk | Wohlgeboren | in | Weimar. Postvermerke: N/; fr.