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Baireut den [...] 4 ten Mai Juni : 1808.

Ihre Entfernung Emanuel giebt mir den Muth Ihnen eine Bitte zu thun die mündlich vorzutragen, mir fast unmöglich ist. Es nahetmein Geburtstag heran, den Ihre Liebe mir immer zu verschönern gewußt hat, so gern ich da den Antheil der Menschen zu entfliehen gewünscht habe. Ich wünsche nicht – ich hoffe nicht – daß Sie auch dismal durch Ihre Güte dem unbedeutendsten Tage einen Werth geben – aber die immer gewohnte gleichbleibende Sehnsucht Ihrer Seele, Sich in Gaben auszusprechen, könnte auch jetzt die Schonung überwiegen um die ich Sie lange gefleht habe. – –

Wenn ich aber in dem jetzigen Zustand meiner Seele Ihnen sage, daß es mir die tiefste Demüthigung sein würde wenn Sie mir ein Geschenk machten, wenn ich würklich dann wenn man mich dennoch nicht verschonte die undankbare Unzartheit haben müste – es zurückzugeben – in dem Moment zurückzugeben, wo Ihre über fromme |2 Liebe gegen die Menschen, Sie in die heiligste Stimmung versetzt hätte – Emanuel die Aufgabe wäre zu hart für mich, und dennoch ist mein Entschluß fest die harte That zu begehen.

Schonen Sie mich verehrter Mensch – und verzeihen Sie die Entschiedenheit meines Ausdrucks aber Ihr freier unbefangener Sinn, wird mich nicht misverstehen.

Geht es Ihnen gut Emanuel? Bald hoffe ich das aus Ihrem Munde zu hören denn nach so langer Entfernung werden wir Sie doch bald wiedersehen. Mein Mann reißt wenn der Himmel so rein ist als Ihre Seele im Anfang Juni nach Alexandersbad um sich ein rendez-vous mit der Lochner zu geben – die auf 4 Tage dahin kommen will.

Die Schwendler hat an Henriette Schukmann geschrieben , uns alle grüßen | laßen, und gesagt das Antonie im Juli nach der Schweitz reisen wird.

Unsere Odilie ist nicht wohl – dsie hatte ein kleines Fieber – aber ich hoffe daß die nach Ihnen verlangenden Kinder Ihnen entgegenlaufen werden.

Wann Sie zurükommen kehren Sie doch ein wenig bei Lenz in Bernek ein.

Die Schuckmann machte mir neulich ein rührendes Bild der einfachen Glückseeligkeitdieser Menschen mit denen sie einen Tag in Berneck gelebt hatte. Dieser Sinn für das ächtmenschliche ist in der H. Schukmann etwas ehrwürdiges – da die Welt-Verhältnisse so viel Rechte auf sie haben.

Leben Sie wohl bis ich Sie wiedersehe möge sich alles vereinigen um Ihr Dasein auf dem Lande und Ihre Rückreise zu einem wahrhaft frohen Genus zu erhöhen.

Mit unvergänglicher Liebe

Caroline.

mein Mann weiß
nicht daß ich schreibe sonst grüßte er
Sie, – – –

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Emanuel. Bayreuth, 4. Juni 1809, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0744


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Textgrundlage

H: SBa, OFS.Autogr. R 1b(1808.06.07
1 Dbl. 8°, 3 S. Auf S. 4 Adr.: Herrn | | in |.


Korrespondenz

Präsentat: 7 beantw. (Antwort nicht überliefert.) Zur Datierung: Die Jahreszahl von Caroline verschrieben, Antonie von Mützschfahl reiste erst 1809 in die Schweiz.