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So gehts mein lieber Falk, wenn Sie in einen Brief an mich, einen an die Spazier und in diesen wieder einen an mich einschließen; ehe die Briefe von einem Ende der Stadt bis zum andern bestellt und wieder bestellt werden, geht mehr als eine Woche hin und der schönste Aufsaß bleibt so lange ungedruckt liegen. Herzlichen Dank für Ihre Theaternachricht, sie soll nun vom Stapel laufen. – Was Sie mir von dem Absatz Ihres Elysiums sagen macht mir Freude.

Ist kein Wort wahr!
Ums Himmels Willen, riskiren Sie keinen Geldverlust! Die Kunst mag vorwärts kommen, aber Weib und Kind sind mehr als alle Kunst. – Haben Sie denn die elenden Pasquille gelesen, welche der Kilian auf mich gemacht hat? Ist es nicht empörend, daß Spazier der ruhig schon anderthalb Jahr in der Erde schläft, von diesem Nichtswürdigen in effigie ausgeprügelt wird? Daß doch Eigendünkel wenn er von Talenten entblößt ist, immer zur Schändlichkeit herabsinkt. Hier ist nur Eine stimme der Empörung und Verachtung, mit der man diese armseelige Geschreibsel hier aufgenommen hat. – Sie haben ganz Recht, ich sollte wieder |2 heurathen , aber wie in aller Welt fängt man das an, wenn nicht ein günstiges Schicksaal das von selbst macht. Der Genius des Glücks ist der flüchtigste von allen, mann man hohlt ihn nicht ein wenn man ihm nachläuft, er muß uns zufliegen. – Können Sie dem Kilian, ohne jedoch seine Zeitung die nur ein armseeliges Leben hat, zu nennen – etwas abgeben so machen Sie ganz Leipzig eine Freude.

Wenn Sie mit den Kosten bey Ihrer Zeitung gedeckt sind, so bezahlt Ihnen gewiß jeder Buchhändler Honorar. Wie stehn Sie mit Bertuch? Seiner Annexionen wegen, wäre er zum Vertrieb sehr zu empfehlen. Ich möchte Sie gern mit dem lieben Weibe für die Zukunft in behaglicher Sicherheit und Ruhe sehn.

Leben Sie wohl liebster Falk. Sie sollen nächstens Etwas Komisches für Ihre Zeitung von mir bekommen. Gebe Gott nur Gesundheit dann komt schon Muth u frohe Laune. Grüße u Küße an Weib und Kind

Ihr

Mahlmann

Leipzig
d. 16ten Jun.
1806.
Zitierhinweis

Von Siegfried August Mahlmann an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 16. Juni 1806, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0750


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1 C,4
1 Dbl. 4°, 2 S. Auf S. 4 Siegelspuren und Adr.: Herrn Rath Falk | Wohlgeboren | in | Weimar. Postvermerke: 31 | fr.


Korrespondenz

Der Brief war Beilage eines nicht überlieferten Briefes von Johannes Daniel Falk an Minna Spazier.