Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, zwischen 19. Juni und 3. September 1821

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1

Für Deine Liebe danke ich DichDir sehr, mein Sohn, mich rührt es tief, daß Du so gut gegen mich gesinnt bist, und ich freue mich auf Dich, als meinen besten und treuesten Freund. Deine Heiterkeit ist mein innigster Wunsch und Du kannst sicher darauf rechnen, daß ich jedes Anliegen Deiner Seele innig mit Dir empfinde. Vertraue mir nur immer ganz.

Gewis wirst Du mit dem Vater seine kleinen Reisen von H. aus theilen, ich wünsche daß Du die Rheingegenden siehst und den Aufenthalt dort recht dazu benuzt um die Natur zu genießen. Vielleicht erlaubt es der Vater, daß ich mit Einer von den Schwestern, oder wohl gar mit Beiden, ihn abhole, wenn ich auch nur auf Einen Tag in H. wäre. Dann würde ich mich auch vom Zustand Deiner |2 Effekten am besten überzeugen können. Zeige ja nicht meinen Brief an Voss ich schreibe Dir immer so flüchtig und von so prosaischen Dingen, wie es der Augenblick fodert. Du weißt wie kostbar mir die Zeit ist, und ich halte mehr vom Handeln als vom Empfinden.

Fritz Reiz. trägt mir Grüße an Dich auf. Alle unsere Freunde grüßen Dich.

Wie viel hätte ich Dir noch zu sagen, allein es ist Sonntag, und die Küche fodert ihr Recht. Wir essen heute einen Truthahn mit gedämpften Aepfeln. O könnte ich bald wieder für meinen Max backen und kochen. Sei recht glücklich mein liebster Sohn, gehe öfter nach Schwetzingen.

Bald hörst Du wieder von mir.

Deine
treue Mutter
Caroline.

Grüße aber Vossens
sehr von uns. Wie schön ist
es daß die ehrwürdige Mutter so wohl ist.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, zwischen 19. Juni und 3. September 1821. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0761


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Im Max' Brief vom 19. Juni 1821 an seine Schwester Emma hatte er gebeten, die Mutter zur Mitreise mit Jean Paul nach Heidelberg zu erinnern. Am 3. September 1821 hatte Jean Paul Heinrich Voß mitgeteilt, dass er nicht nach Heidelberg reisen würde. Wegen der Konkretheit der Reisepläne – Jean Paul hatte Ende August Aufträge an Caroline Richter und Emma für die Zeit seiner Abwesenheit niedergeschrieben – ist das wahrscheinlichste Abfassungsdatum des Briefes ebenfalls Ende August 1821.