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[...] kann nicht gesünder seyn. Und dabey ist es so ruhig, schläft beinah den ganzen Tag und des Nachts auch, u macht der Mutter jetzt gar keine Mühe mehr; denn wenn es wacht sizt oder kricht es auf der Erde.

Du glaubst nicht mit welcher Strenge es schon jetzt behandelt wird. Bey dem geringsten Laut der Unart wird ihm nur die Ruthe gezeigt und gleich ist es still. Wenn man es ins Bette legt werden weiter keine Umstände mit ihm gemacht. Schreit es so muß es so lange schreien bis es schläft. Die Thüre bleibt zu, und kein Mensch naht sich ihm weiter.

Ich schlafe mit Caroline und dem Kind in einem Zimer und werde gar nicht in meiner Ruhe dadurch gestört. Früh um sieben stehen wir auf. Richter hat sein Arbeitzimer eine Treppe höher. Die Lage der Zimer macht es nothwendig. es ist aber beyden sehr unangenehm, und dies Getrenntseyn so neu.

Auch hat Richter Aussicht für den Sommer eine schöne Wohnung, [...] zu bekomen |2 und dann hört das auf. Sein Schlafzimer ist unten von dem unsrigen, durch das dazwischen Liegende Wohnzimmer getrennt. So wie er aufgestanden geht er hinauf und trinkt seinen Kaffee während der Arbeit. In der übrigen Zeit des Tages bleibt dennoch ein beständiger Verkehr zwischen Mann Frau u Kind Alle Augenblick komt er eimal hinunter spielt mit dem Kinde, oder die Mutter geht mit dem Kinde hinauf. Um ein Uhr wird gegeßen. Da steht der Tisch vor dem Sofa, und Mann u Frau sizen neben einander. Das Kind auf seinem Stuhl mit am Tisch. Es ist seine Fleischbrühe, es bekomt Braten Theile – von allem etwas. Nach Tische schläft Richter etwa eine Viertelstunde geht dann wieder hinauf um zu arbeiten, aber von Zeit zu Zeit zeigt er sich einem wieder. Wie er sagt, kann 4 Tage vergehen bey s unfreundlichen Wetter ohne |3 daß er das Zimmer verläßt. Zwey bestimte Abende in der Woche giebt es in welchen er aus ist; Sonntgs am Hof – u einen andern beym Minister. Die Frau geht nicht mit am Hof.

Deinen alten Bekannten den Herrn von Wangenheim habe ich schon kennengelernt. Er besuchte Richter gestern Abend. Ich schreibe nemlich, jetzt [...] Dienstag früh! Da ich kein Zimmer für mich habe so [...] giebt es so wenig ungestörte Augenblicke;. Jetzt bin ich so eilig weil die Post gleich geht. Sey nicht böse über das unvollständige meiner Zeilen! Und schieb es auf die Rechnung, der wenigen Ruhe die ich doch bis jetzt hatte. Theile ja an Minna alles das mit was sich auf Caroline bezieht, und entschuldige auch bey ihr daß ich nicht besonders für sich schreibe. Grüße die Ludwig, und schreib mir ums Himmels |4 willen so regelmäßig als es Dir nur möglich ist. Denke daß du einem Armen ein Allmosen giebst, und daß ich der Arme bin. Bist Du auch gesund?

Bist Du auch froh? Bist Du auch mein treues Herz? Schreib mir ja, und glaube ewig an DeineTine

Marie soll mir doch schreiben.

Richter u Caroline grüßen Dich hrzlich, und erkennen recht wahr und tief Deine Güte! – Du glaubst nicht wie sie mich mit Güte und Liebe ich überhäufen, wie eine Prinzeß soll ich leben

Zitierhinweis

Von Ernestine Mahlmann an Siegfried August Mahlmann. Coburg, 18. (?) Oktober 1803, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0762


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3⅔ S. Anfang fehlt. Auf S. 1 aoR: An ihren Mann.

Überlieferung

D: Persönlichkeit, S. 82–83, Nr. 148 (unvollständig).


Korrespondenz

Zur Datierung: Als Tag der Abfassung kommen entweder 18. oder 25. Oktober 1803 (beides Dienstage) in Frage. Aus dem Inhalt geht hervor, dass bald nach Ernestines Ankunft in Coburg am 16. Oktober 1803 geschrieben wurde, also ist der 18. Oktober das wahscheinliche Abfassungsdatum.