Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, 4. August 1820, Freitag

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Baireuth den 4ten Aug:
20

Geliebter Max!

Dein Briefchen über Carové haben wir erhalten, wir freuten uns sehr über Alles was Du darin sagst. Da wir die Gewisheit Deines baldigen Wiedersehens haben schmerzt uns ein Aufschub von einigen Wochen nicht mehr da Du nun des jungen Welden willen trotz Deiner jetzigen Freiheit etwas später kommst. Du wirst immer Deine Zeit zu Deiner Bildung und edlem Genuß anwenden. Bald werde ich also Deine Sachen in Empfang nehmen, als Vorboten und Theile von Dir und gewis wirds mich mit unaussprechlicher Wehmuth erfüllen wenn ich ein Stück nach dem anderen entfalte was Du getragen, worin Du gelitten und Dich erfreuet hast. Könnte ich nur allgegenwärtig sein, um Dir beim Einpacken und Besorgen zum Transport zu helfen, Du armer Mensch wirst Dich recht abquälen. Sorge nur für vernünftig warme Bekleidung unterwegs, darum bitte ich Dich bei Deiner kindlichen Liebe.

Deine Atteste schicke doch bald , in jedem Falle ist es vortheilhafter diese Sache je eher je lieber in Gang gebracht zu haben.

Wenn Prof. Carové noch in München ist, so schike gieb ihm diesen Brief von Fräulein Schuckmann die ihn recht liebt, und die Er verehrt, wo nicht so weißt Du vielleicht seinen jetzigen Aufenthalt, oder schickst ihn nach Heidelberg , verliere ihn ja nicht.

|2 Grüße den edeln Carove auch vom Vater und mir, aber fer und bitte ihn, wenn es nicht schon geschehen, der Frau von Ende in Dresden doch Erklärung über das von ihrem Sohn Entlehnte, aber nicht Wiedererstattete zu geben. Wovon die Rede ist, wird unser Freund schon wissen. Fr. v Ende schrieb mir darüber , als von einem räthselhaften Benehmen, und glaubte vielleicht Prof. Carové wäre lange genug in Baireuth, um von hier aus durch mich Aufklärung darüber zu erhalten. In jedem Falle intereßirt mich diese Sache selbst, recht sehr, und ich wünsche wenn auch nicht unterrichtet doch die gute Fr. v Ende vollkommen beruhigt und ausgesöhnt zu wissen. Am Dienstage waren wir wieder in Fantaisie wo es C. recht gefiel, und lasen da in einem Felsen eingegraben, folgende Worte vom Herzoge Alexander von Würtemberg .

  Jean Paul!
Dem Dem sinnigen und erhabenen Dichter
Deutschlands vorzüglichstem Musensohne
Dem Freunde der Natur und Kunst
Deutschlands
Zierde, Deutschlands Stolz!!

So drükte der den Vater nicht genug liebende Herzog seine Gesinnungen öffentlich aus, und wir wurden alle mit der größten Auszeichnung von ihm behandelt. Er sprach viel von Dir, und seine Prinzen hatten die herzlichste Freude von Dir erzählen zu hören. Lebe wohl mein theurer Sohn.

Forsche doch nach, ob Cadet v. Bomhardt , den Brief seiner Eltern den der Vater mitgebracht erhalten. sie haben keine Antwort.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, 4. August 1820, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0771


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S.


Korrespondenz

B: Von Max Richter an Jean Paul, Caroline und Emma Richter. München, 30. Juli 1820 (4. Abt., Bd. VIII, Nr.57)
A: Von Max Richter an Caroline Richter. München, 10. August 1820