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B. 17 Jan. 4

Car.! Im alten Jahr konnt' ich Ihnen nicht mehr und im neuen nicht eher schreiben. Das Können braucht keine Entschuldigung, ab. das Wollen. Verkehrt, nämlich ich, als Mann verlangte auch b. Ihrem Nichtwollen keine Entschuldigung, allein S., die S. beständig als Weib handeln, u behandelt sein wollen, S. haben also Ansprüche auf diese Entschuldigung.

Um so mehr werden Sie die meinige zureichend finden, wenn ich mich selbst mit einem Weibe entschuldige.

Meine Jette, v. der ich Ihnen schon geschrieben, m. Jette in Regensburg wurde am 23ten v. M. Mutter eines Sohnes und sehr krank. Erst vorgestern bekam ich v. ihrem Manne, v. der kleinen Uhlf., die, wie S. wissen, b. ihr ist, die Nachricht, daß sie auser Gefahr sei . Thieriot, welcher Sie lange grüßt, ist v. München zurück auch wieder in Regbg. u hat mir wieder die ersten Worte im Namen der Leidenden geschrieben u auch, daß es beßer gehe. C.! es war einst eine lange Zeit, in der ich die Meinigen gern v. meinem Schmerz f. mich u die Meinigen unterhielt, in der ich Ihnen z. B. lange vor erzählt haben würde daß (wie es heute der Fall ist) daß mein O u mein U, beide achten S. sehr, Car., nicht recht wohl seyen; aber jetzt schweig' ich lieber wenn ich leide u rede nur gern v. der Freude, wenn ich ruhig od. wieder ruhiger bin. Freuen S. sich mit mir C., üb. die Genesung dieses herrlichen Weibes u mit der Welt, die ohne dieß Mangel [...]an guten Menschen hat.

Stellen S. sich vor C., vor einigen Tagen hatt' ich die eigene Idee, doch, wider Ihren Rath, Etwas üb. die Juden zu schreiben u zwar mit folgendem |2 Anfang: "Liebe C....., S. haben mir zwar abgerathen üb. p aber u. s. w." allein ich bin wieder davon abgekommen u folge.

Das muß ich Ihnen ab. doch offenherzig gestehen, daß ich das Schweigen der Berliner nicht ganz verstehe – obgleich nicht ganz misbillige – u daß es mir wehe thut, aus u üb. Berlin so üb. unsre Nazion zu lesen; daß, ich befürchte, daß diese Schriften unsrer Nazion nicht so nützlich sein werden, wie sie es sein könnten, u daß ich wenn mirs auch möglich wäre, jetzt nicht n. Berlin gehen möchte.

Noch hab' ich Ihnen nicht einmal f. Ihren letzten prächtigen Brief gedankt u doch dank' ich so gern f. ihn. Ihre Meinung üb. das – Ihnen geschickte Büchlein ist schon wied. die meinige. Wenn Sie doch Ihre Briefe, wie ich die meinigen, abschreiben möchten, dam. S. doch nun sogleich nachsehen könnten, wie eitel ich bin, Ihre so schön ausgedrückte Meinung als die meinige anzusehen.

Sie sind wohl eher aus Weimar gegangen als der würdige Herder ? Meine schönen Briefe v. ihm sind mir nun ein wahres Heiligthum. Deutschland hat in diesem Jahr 3 große, herrliche Menschen verloren: Gleim, Klopstok u Herder. Ein großer Verlust f. das kleine Deutschland.


S. wollen zu Ostern in ein neues Quartier ziehen (ich rede gerne v. etwas unwichtigem, da meine heitere Stimmung nach zu geben scheint) u ich im nächsten Sommer. Ohngeachtt ich das kl. Haus, das ich ganz allein bewohne, unlängst erst zusammen richten ließ, will ich es doch mit einem kleinen Logis verwechseln.

Nur der Wechsel, den ich in nichts leiden mag, hielt mich 16 Jahre in diesem Quartier fest. Richtern hab' ich seinen Gruß geschrieben.Spazier hat ihm geschrieben , daß S. ihn, den R., in Leipzig verkündiget hätten. Wahrscheinlich war ich an dieser falschen Verkündigung schuld. Haben S. Mahlmann in Weimar, in Leipzig od. gar nicht gesehen? Meine Mutter ist gesund. Mein Uhlf. u m. Bruder (mein aelterer heirathet eine junge Wittwe aus St. ) grüssen S. recht warm. Ich bin u bleib' Ihnen derselbe 1801ste

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 17. Januar 1804, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0776


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Bl., 1⅘ S. Auf der ersten Hälfte von S. 1 Briefschluss von B.


Korrespondenz

B: Von Caroline Goldschmidt an Emanuel. Nach dem 2. Dezember 1803

Auf S. 1 Briefschluß von B.