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Mein Sohn, mein Max! Wie hast Du mich so glücklich gemacht, durch den Ausdruck Deiner Liebe. Ach könnte ich Dich an mein Herz drücken, Du warme Seele. Fast konnte ich vor Thränen Deine Worte den Schwestern nicht vorlesen, als sie an meinem Geburtstagmorgen kamen. Bewahre mir dies Gefühl, mein theurer Max, es kann die Jahre die mir vom Schicksal zu leben bestimmt sind, beglücken. Glaube nicht daß ich viele Mühen gehabt habe, und dießmal, wie gern bereitete ich vor, und pakte ein, da Du durch des Vaters Abreise so glücklich werden solltest. Daß Du aber die Sachen, die nun einmal für Dich gekauft sind, und nicht wohl anders angewendet werden können, nicht tragen willst , ist übertrieben stoisch. Mein Max, Du läßt Dir Rock und Beinkleider machen, indem Du hier annimmst schonst Du auf der anderen Seite das Vorhandene mehr, und es hält alles länger. Wie freue ich mich daß Du nun doch frühstücken und Abendbrod eßen must. wenn Du beim Vater bist. Ich sehe Dich neben ihm auf jeden Wunsche durch Blick und Wort lauschend, und zur Vollführung laufend wo Du nur kannst. Bald sehe ich Dich auch, geliebter Sohn, denn Du kommst doch vor Heidelberg nach Baireuth? Emanuel liebt und schätzt Dich ganz unsäglich, wie auch Otto's .

Da es sonst zu spät wird für die Post, ende ich – aber ich bitte Dich meine Seele schreibe mir gleich allein wieder wie es dem Vater ferner geht. Deine treue Mutter.

Odilie und Emma machen mir viel Freude.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, nach dem 7. Juni 1820. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0780


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 1 S. Auf S. 2: An Max; auf S. 1 über dem Brief vfrH (?) mit Bleistift: Mai 1820; Siegelreste an den oberen Ecken.


Korrespondenz

B: Von Max Richter an Caroline Richter. München, 1. und 4. Juni 1820
A: Von Max Richter an Caroline Richter. München, 14. Juni 1820

Zu Datierung: Antwort auf den Brief von Max vom 1. bis 4. Juni 1820, der am Morgen des 7. Juni 1820 – Caroline Richters Geburtstag – ankam.