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Dessau 26 August 1800.

Laßen Sie mich, indem ich an Sie schreibe, Alles fremde wegthun, die angenehme Idee die ich von Ihrer Person u der theilnehmenden Güte Ihres Herzens von dem Türkschen Hause her habe, wo ich Sie kennen zu lernen das Vergnügen hatte u wir manch Stündchen über den damals grassirenden Cantianismus u was dahin gehört, verplauderten, hier noch fortsetzen, u. darauf eine Bitte gründen, die ich an Falk, den berühmten Schriftsteller habe. Sie sehen nehmlich, daß ich endlich auf die große Heerstraße der Journalisten ziehen will. Ich muß gestehen, daß ich dies nun recht gern thue, da manche andere Berufung, mir auf dem mannigfaltigen Terrain bürgerlicher Geschäftigkeit eine auch noch so unbeerdete Nebenstraße zu bahnen, mir immer nicht recht hat einschlagen wollen. Nur kommt es gerade bey einem Blatte, wie dieses hier, der vorhandenen sehr mächtigen Conkurrenz wegen gleich Anfangs darauf an, daß es – nicht sowohl durch Mannigfaltigkeit der Gegenstände, diese drängt sich von selber auf – als durch die |2 Art u Weise ihrer Darstellung u Besonderheit, insofern die Zeitung zugleich eine angenehme Lektüre abgeben soll, durch vorzüglich anziehende kleinere Aufsätze unter der ersten Rubrik auszeichne u sich durch den Beitritt von beliebten, treflichen Schriftstellern Allgemeines Vertrauen verschaffe.

Verdenken Sie es mir daher nicht, daß ich, indem ich meinen Blick auf solche richte, sie vorzüglich mit aufsuche u sie ergebenst einlade, an dieser Zeitschrift, so viel Ihre übrigen eigenen Schriftstellerangelegenheiten Ihnen dazu Augenblicke übrig laßen, thätigen Antheil zu nehmen. Wer, da es hier zugleich auf eine feine Rüge der Thorheiten der höheren Stände angesehen ist, die freilich im höchsten Grade nach Unschuld, nicht aus dem Paradiese aber aus der Assemblee aussehen müßte, könnte darüber witziger, anziehender u, ohne belehren zu wollen, belehrender werden u dies vielseitige Instrument mit feinerem |3 Finger bestreifen, als der Verfasser so manches herrlichen witzigen Produkts, das jeder kennt u im Gedächtniße trägt, der sich auf Geist versteht! Laßen Sie Sich den Umstand allenfals nicht absonden, daß es nur eine Zeitung ist. Sie giebt darum den Vorzug nicht auf, das Vorzüglichere von Aufsätzen mehrere Blätter hindurch fortzuführen u sich, der Anzahl derselben nach, manche Woche weiter auszubreiten.

Und endlich so ists ja mit Flugblättern, wenigstens von edlerer Tendenz, wie mit dem Ausfluge der Tauben.

Ich werde hier über einen uneleganten Fleck wegmüssen, den einer meiner Redaktionsfinger so eben macht; aber die Versicherung meines herzlichen Dankes sowohl, als der Geneigtheit von meiner Seite, jede Bedingung, die Ihnen gefällig wäre vorzuschlagen, gern nach Möglichkeit erfüllen zu wollen, wird Ihnen schon, wenn Sie hieher gekommen sind, deutlich geworden seyn.

|4 In der That rechne ich so ganz mit auf Sie, daß ich mich wie ein Lotteriespieler mit dem vollen Gewinnste täusche, der wenigsens den Vorzug hat – eingesetzt zu haben. Laßen Sie mich bald wissen, woran ich seyn darf u, am liebsten, erfreuen Sie mich mit einer, wenn auch bedingunsweise bejahenden Zuschrift. Überhaupt nehmen Sie, bitte ich, meinen Schritt, wozu recht viel Vertrauen zu Ihnen, mich verleitet, gütig auf und überzeugen Sie Sich von der großen u sehr aufrichtigen Hochachtung mit welcher ich bin

Ihr

ganz ergebenster
Spazier.

Eine etwas wenige schwerfällig Ankündigung werden Sie in öffentlichen Blättern finden.

Zitierhinweis

Von Karl Spazier an Johannes Daniel Falk. Dessau, 26. August 1800, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0826


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1D,13
1 Dbl. 8°, 4 S. Über dem Brief vfrH: Rath Falk. Herausgeber der Ztg | für die elegante Welt