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Leipzig 25 July 1803.

Eine Reise nach Dresden u Geschäfte, die ich hinterher hier gefunden, haben mich abgehalten, Ihnen auf Ihr letztes Schreiben zu antworten. Sie fragen mich wegen Rein. Ich weiß Ihnen weiter nichts von ihm zu sagen, als daß mir seine Lage eben auch nicht die beste scheint. Er sieht, so oft ich ihn sehe, – das geschieht zwar selten genug – nach lauter Kummer u Angst aus u sein Buchhandel kann wohl überhaupt nichts zu bedeuten haben. Seyen Sie froh, daß wenn Sie nicht viel von ihm zu erwarten haben.

|2 Wegen Ihres Almanachs, oder wie Sie Ihre Lustspiele jetzt nennen wollen , [...] dürfen sie nicht besorgt seyn, dächt' ich. Ich schlage Ihnen zwey gute Handlungen vor, bey denen man wenigstens prompte Bezahlung zu erwarten hat, u die so etwas wohl nehmen: Wilmans in Frankf. am Mayn, u Darnemann in Züllichau. Wollten Sie mir allenfalls Ihr Mpt. Anvertrauen? So will ich es an einen dieser beiden Herren besorgen. Mit einem Almanach scheint es, der Kupfer wegen, für dieses Jahr auf jeden Fall zu spät zu seyn: also werden Sie |3 der Sache wohl eine allgemeine Form zugeben haben. Machen Sie aber ja den Titel hübsch auffallend.

Bey Ihrem Genie, lieber Bode, könnten Sie so viel, wenn Sie wollten! ich meine hier einmal, sich Platz machen im Publikum. das im Grund doch nur mittelmäßige Ding, der Herodes, hat schon die zweite Auflage erlebt, u die Buchhändler laßen es 100 weise kommen. Was vermögten Sie nicht, wenn Sie unsere Zeit travestiren wollten! Sie haben eine unendlich edlere Bahn, versteht sich; aber das Nebenher hilft muß leider Gottes! unseren Beutel wenigstens aufhelfen.

|4 Sie werden morgen (oder vielmehr heute, indem Sie dies lesen) die Mara hören . Wollen Sie nicht ein satyrisches Aufsätzchen (lieber in Prosa, als in Versen, wünscht' ich diesmal) über Lauchstädts diesjährigen Verkehr in die Zeitung geben? Recht lustig, wo möglich?

Dieser Tage soll die Halle, mit noch einigen Blättern, an Göthe abgehen . Die Komödianten sind doch hier ein bischen toll geworden u sogar ist Christ zu Rathhause drum gegangen. Der Zusammenhang ist, weil der Rath über das alte Haus inspicirt. Opitz hat letzthin sich mit Anzüglichkeiten auf die Glossen, die über ihn gemacht wären, bedankt als er herausgerufen war. Item es hilft, wenigstens zum Ärger – zum Bessern aber schwerlich je .

Darf ich nicht bald auf etwas hoffen?

Ihr Spazier.

Zitierhinweis

Von Karl Spazier an August Theodor Heinrich Bode. Leipzig, 25. Juli 1803, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0833


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Textgrundlage

H: DLA, B:Spazier, Karl, 79.44|6
1 Dbl. 8°, 4 S.