Von Johann Christoph Freiherr von Aretin und Joseph Marius Franz von Babo sowie Joseph Scherer an Johann Ernst Wagner. München, 2. November (?) 1803, Mittwoch (?)

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P. P.

Eine hinlängliche Anzahl von Gelehrten, Künstlern und Kunstfreunden, deren Verdienste dem litterärischen Publikum zum Theil schon bekannt sind, hat sich entschlossen, hier in München eine Zeitschrift 1herauszugeben, deren Zweck:

1, den von dem Freymüthigen und der eleganten Zeitung in ihren Ankündigungen aufgestellten – nämlich die Beförderung des höhern Kunstsinns und Geschmacks im schönen Wissenschaftlichen durch eine angenehme, interessant nützliche, und den Erscheinungen unserer Zeit verwandte Lektüre – mit diesen beiden, unter gewissen örtlichen Modifikazionen, gemein hat; die aber darinn von beiden abweicht, und ein besonderes selbstständiges Interesse gewinnt, daß sie

2, sowohl durch richtige und anspruchlose Darstellung des wahren innern Werthes dessen was Süddeutschland merkwürdiges aufzuweisen hat, als auch durch die Vertheidigung und Rechtfertigung desselben gegen ungerechte Angriffe und usurpirte Absprechungen eine wahre Würdigung dieses Landes vorzubereiten sucht – dem Freunde der Wahrheit und der guten Sache, wessen Namens und Zeichens er auch sei, muß dieses Bestreben gewiß willkommen sein.

Aus diesen wenigen Angaben erhellt nun hinlänglich, |2 daß von politischen Weltbegebenheiten, trocknen gelehrten Rezensionen u. s. w. an und für sich keine Rede ist. Die in dieser Zeitschrift herrschenden Artikel werden hingegen alles enthalten, was bildende Künste und schöne Wissenschaften, spezielle Länder- und Völkerkunde – worunter sowohl kurze historisch-statistische Bemerkungen, als auch interessante Aufsätze aus ungedruckten Reisen oder Briefen gehören – ferner Schauspiele, neue Entdeckungen und überhaupt alle Arten von Geistesbedürfniß und Geistesluxus betrift, und den gebildeten Leser auf eine angenehme und belehrende Art unterhalten mag.

Wöchentlich werden mit Anfang des neuen Jahres drei Nummern – ohne das den Annoncen und andern Anfragen bestimmte Beiblättchen - jede von einem halben Bogen in groß 4. auf Schreibpapier gedruckt erscheinen; monatlich aber außerdem noch zwei musikalische Beilagen und eine interessante Zeichnung, oder ein Kupferstich, Skizze, Karrikatur u. d. g.

Um ihrer Arbeit alle mögliche Ausdehnung und Annehmlichkeit zu geben, wünschen Unterzeichnete aller Orten mit gebildeten, kenntnißvollen Männern in Verbindung zu stehen, und ersuchen daher Euer Wohlgeboren

für sich und im Namen ihrer übrigen Mitarbeiter um Ihre gefällige Theilnahme durch unbestimmte Beiträge; auch bitten sie Dieselbe, besonders in dem Falle, wo Sie selbst daran gehindert sein sollten, andere taugliche Mitarbeiter vorzuschlagen.

Was die Einsendungen betrift, so belieben |3 Euer Wohlgebohren die Bedingungen beizusetzen: in jedem Falle wird die Redakzion ihre Erkenntlichkeit auf eine beiden Theilen angemessene und würdige Art zu bezeugen nicht ermangeln.

Für Verschweigung des Namens, so lange es gefordert wird, bürgen Unterzeichnete, so wie auch dafür daß Euer Wohlgebohren zu einem guten schönen Zweck nur mit wohlgewählten und Ihrer Gesellchaft würdigen Männern konkurriren.

Mit vollkommner Hochachtung
Euer Wohlgebohren

ergebenst

die Redakteurs

Chr. B. v. AretinBabo

P. S.
Die Einsendungen, deren wir, wo möglich, recht bald, einige wünschten, und worunter uns jene, welche in einer lebhaften, angenehmen Schreibart mehr die Resultate der Gelehrsamkeit als die mühsame Arbeit selbst enthalten, oder auch sich über örtliche Sitten und Gewohnheiten verbreiten, sehr angenehm sein würden – an die Redakzion der Zeitschrift aus Süddeutschland in München zu addressiren.

Ich nehme mir die Freiheit, obigem meine eigene Bitte um dero gefällige Theilnahme beyzufügen. Herr Hofprediger Schmidt, welcher gleichfalls ein Mitarbeiter derer Zeitschrift ist, wünscht es eben so sehr, besonders da wir in Hinsicht der Kunst nicht sehr viele gute Köpfe besizen, die zugleich einen schönen Vortrag in ihrer Gewalt haben.

Mit vollkommster Hochachtung verharrt
Euer Wohlgebohren
ergebenster Diener

Scherer
Buchhändl.

Munch. 2ter. Nbr. 1803
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1wahrscheinlich unter dem Titel: Aurora, eine Zeitschrift aus SüddeutschlandEs erschienen nur die Jahrgänge 1804 und 1805, danach wurde das Erscheinen eingestellt., im Verlag der Schererschen Buchhandlung.
Zitierhinweis

Von Johann Christoph Freiherr von Aretin und Joseph Marius Franz von Babo sowie Joseph Scherer an Johann Ernst Wagner. München, 2. November (?) 1803, Mittwoch (?) . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0842


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Textgrundlage

H: BSB, Autogr. Aretin, Johann Christoph von
1 Dbl. 4°, 4 S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Datum unleserlich; auf jeden Fall vor dem 7. Dezember 1803, dem Datum von Wagners nicht überliefertem Antwortschreiben.