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Mein heutiges Schreiben enthält nur Anfrage nach einigen Briefen, die ich an Sie, meine theure Freundin, abgesendet habe. Ich weiß nicht ganz recht, ob es drei oder vier Briefe waren, die ich geschrieben, und wo ich keine Beweise habe, ob diese Ihnen sind eingehändiget worden. 1) Im Febr. meinen Dank für die überschickte Zahlung ; 2) vielleicht nur einige Tage später die Beantwortung Ihres Briefchens , worin die Anfrage wegen Herrn v. Goltz war. Ob ich nun in diesen einen Brief nach Mannheim an Frau von Luk mit beigeschlossen habe oder noch in einen dritten Brief [...] ich nicht gewiß [...] gestern erhielt ich aber die Nachricht von meiner Schwägerin aus Mannheim, daß sie diesen Brief, worin noch ein Schreiben von meiner Tochter an die verwittibte Herzogin von Zweibrücken beilag, nicht erhalten hat. Dieses brachte mich auf die Vermutung, daß wohl mehrere Briefe könnten verloren sein.

Im Mai oder Juni, als ich von Ihren Eltern hörte, Richter hätte durch die Sorgfalt des Fürst-Primas eine jährliche Pension von der Akademie zu Frankfurt a. M., konnte ich ohnmöglich meine Anteil nehmende Freude verschweigen . Die Nachricht war mir bedeutend, es war das erste angenehme Ereignis, von welchem ich in langer Zeit hörte. Der letzte Brief [...] Bayreuth gesandt war von [...] mit der Adresse: An Herrn J. P. Richter, Legationsrat; dieses Blatt sollte auch nur allein von Ihrem Gemahl gelesen werden; mein Wunsch erfüllt, oder meines Freundes Meinung hätte mich allein bestimmt – sein Wille, mein Gebot! Sollte dieser letzte Brief verloren sein, so gehört es zu meinem Schicksal; es bleibe, ich kann einen ähnlichen nicht wieder schreiben . So sind wahrscheinlich einige Briefe verloren, die unseres Lebens Bahn vielleicht eine andere Richtung hätten geben können.

In diesen Tagen las ich Katzenberger. Wie sehr wohl gefiel mir "Über Luthers Denkmal", die Änderung über C. Corday. Lebe wohl – und ein besseres Los sei diesem beschieden als den früheren [...]

Charlotte.

Berlin, d[...]
Zimmerstraße

A Madame
Madame Richter née Mayer

à Beyreuth
Zitierhinweis

Von Charlotte von Kalb an Caroline Richter. Berlin, im Herbst 1809. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0914


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Textgrundlage

D: Kalb, S. 132–133, Nr. 107 (HE Berend)


Korrespondenz

Wie aus D hervorgeht, enthielt der Brief die Adresse: A Madame | Madame Richter née Mayer | à Bayreuth. Zur Datierung: Charlotte von Kalb erkundigt sich nach einem Brief, den sie Anfang September 1809 an Jean Paul gesendet hat, und erwähnt noch nicht die neue Versorgung durch die Anstellung ihrer Tochter als Hofdame, von der die Richters in ihrem Brief vom 20. November 1809 erfahren. Das Schreibdatum liegt also zwischen diesen beiden Briefen. Am 12. September 1809 legte Johann Siegfried Mayer seinem Brief einen Brief der Kalb an Caroline Richter bei, möglicherweise handelt es sich um den vorliegenden.