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|1 Herrn Prof. Aug. Böckh in
Heidelberg.
Meiningen den 23n Jan. 1810.

Tausend Dank, verehrter Mann, für Ihre gütige Zuschrift vom 25n v. M., die ich erst heute erhielt!

Gern wollte ich noch länger an Ihrem verehrten Institut Theil nehmen – allein meine Kränklichkeit nimmt schneller zu, die Kräfte ab – und mein letztes Stündlein beginnt so allmählig zu nahen, daß ich jeden Augenblick noch auf die Beschickung meines eignen Hauses verwenden muß. Also – Ade!

Göthe ist bey A. W. oder Fr. Schegel, diesen göttlichen kritischen Seelen, in den besten Händen – möchte ich doch die Recension noch lesen!

Herr A. v. Arnim hat mir selbst geschrieben und sich als Recensenten meiner frühern Werke genannt. Aber er meldete mir, daß er die Rec. über den 2n Band meiner Reisen abgelehnt habe, wovon Ewr. Wohlgeboren nichts zu wissen scheinen. – Nun, Sie werden schon meine übrigen Bücher einem auch guten und schöndenkenden Manne zur Beurtheilung anvertrauen – im Nothfalle thut es ja wohl der prächtige Jean Paul. – Wenn der Mensch einem höhern Richterstuhle naht, so verliert sich doch, wie ich finde, die Begierde auf das Urtheil der Welt gar merklich. – Gut habe ich es wohl gemeynt! –

Wollten Sie, Verehrtester, vielleicht mit Herrn Mohr und Zimmer für mich meine kleine Rechnung gütigst abmachen? Ich habe von ihnen nichts als die "Trösteinsamkeit." Es wird ja wenigstens Null von Null aufgehen, hoffe ich? – Aber Verzeihung für diese Bitte! Schließen Sie den ehrlich bewahrten Namen eines heitern Menschen in das Gedächtniß eines Biedermannes ein, und leben Sie froh und glückselig! Ewig Ihr

JEWagner.

Zitierhinweis

Von Johann Ernst Wagner an August Böckh. Meiningen, 23. Januar 1810, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0921


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Textgrundlage

H: UB Heidelberg, Nachlass August Boeckh, 2131,4
1 Dbl. 4°, 1 S. Auf S. 2 Adr.: Sr des Herrn | Professor Aug. Böckh | Wohlgeboren | in | Heidelberg. | Ganz frey. Poststempel: MEININGEN. Siegelreste.

Überlieferung

D: Reinhold Steig: Zeugnisse zur Pflege der deutschen Litteratur in den Heidelberger Jahrbüchern. In: Neue Heidelberger Jahrbücher, Bd. 11 (1902), Nr. 57, S. 241–242.