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An Ernst Wagner.
Mit Johannes Bilde.

Gruß Dir, Gesundheit Dir und Frieden,
Du Liebling der Helikoniden!
Du Kranich, den Hygea's Tasliman
Zum Adler wandeln soll und kann!
Heil Dir! – Du bist es werth, Geliebter,
In stillen Leiden Vielgeübter!
Daß Dich der deutsche Vorweltmann,
Der Bettenburger, liebgewann.
Gerührten Dank für Deine gold'nen Zeilen,
Du Stral aus Gottes Lichte! Freund!
Nun trennen künftig uns nicht Meilen,
Nicht Berg und Thal – Wir sind vereint,
Und unsre Herzen, mehr als Ehrensäulen:
Sie feiern Deinen Geist, Dein Herz und unser Glück.
Dank für des Sohnes Meisterstück,
Bei dem mit sehnsuchtsvollem Blick
Wir oft im Abendkreise weilen.
Stell' unbemerkt (klein ist die Gabe zwar,
Doch lieb dem genialen, wackern Jungen)
Johannes Bild auf seinen Kunstaltar,
Daß er von den Begeisterungen
Domenichino's ganz durchdrungen,
Einst Kennern sei, was dieser war.
Dank, Wagner, für die Freudenkunde,
Daß Deine Söhn, im schönen Bunde,
Die Künstlerwallfahrt zu besteh'n,
Auch Stuttgart's Mauern nicht umgehn.
O schlüge bald die hochwillkomm'ne Stunde,
Daß wir an uns'rer Tafelrunde
Die reisenden geliebten Maler säh'n!
Dich
aber – fliege noch nicht himmelan!
Dich fesseln lang' noch süße Vaterbande,
Dich neue Freundesbande. Vom Geschick
Erflehen wir's zum Segenspfande:
Du reisest aus dem fremden Lande
In Deine Heimath
spät zurück.
Du lebst, bis jubelnd Isidoren
Sich Deine Maler auserkoren,
Bis ihren Lorbeerkranz Du siehst
Und Enkel noch zu Biedermännern ziehst.
Vertraue kühn der Muse Prophezeiung,
Und sing' in hoher Krafterneuung,
Und tritt – O Tag der Benedeiung!
Ein theurer Gast, bei Dämmerschein,
In unsern Kreis zur Bruder-Weihung,
An Truchseß Hand, genesen ein!

**. ****.

Stuttgart,
den 9. März, 1811.
Zitierhinweis

Von Friedrich Haug an Johann Ernst Wagner. Stuttgart, vor dem 6. März 1811. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0951


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Textgrundlage

D: Dresdner Morgen-Zeitung, Nr. 91, 7. Juni 1827, Sp. 721-723.

Überlieferung

D: Corin, S. 400-403.


Korrespondenz

A: Von Johann Ernst Wagner an Friedrich Haug. Meiningen, 16. April 1811

Von Johann Ernst Wagner am 6. März 1811 an den Truchseß von Wetzhausen weitergeschickt. Zur Datierung: Anders als der Druck angibt, muss Haugs Brief vor dem 6. März 1811 bei Wagner gewesen sein, vgl. seinen Brief von diesem Datum, in dem er Haugs und Wangenheims Dankesbriefe für Anton Wagners Pastellbild des Truchseß von Wetzhausen – er hatte es am 3. Februar 1811 nach Stuttgart geschickt – an den Truchseß weitersendet.