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d. 6. Jun. 1811.

Der hübsche Schwarzkopf ist fertig und kommt zugleich zu seinem Original zurück. Der Mensch gefällt mir sehr wohl, er sollte aber besser gemalt sein. Es ist überhaupt eine allzuschwere Aufgabe für einen Anfänger , aus dem Miniaturgekritzel etwas ins Große zu zeichnen; doch hoff' ich sollst Du die Aehnlichkeit nicht vermissen. Aus dem Große ins Kleine erhält sie sich leichter.

Innigen Dank für die Erlaubniß, daß die beiden reisenden Maler Dir, du gute Gestalt, nahen dürfen. Freilich versäumen sie mir viel Latein, Teutsch und Griechisch, und in dieser Rücksicht bin ich jetzt noch sehr geizig gegen sie, da ihr Lehrer eben in gutem Zuge ist: aber was ist das Alles gegen eine Reise für's Herz und für die Kunst! Ich meinte daher, ich ließe die Vögel aus, damit sie den Adler thronen sehn? – Ich hoffe, daß Du dem Anton erlaubst, so viele Truchseße, als möglich, zu zeichnen. Er wird die Herrn Vettern, Oheime und Schwäger nicht zu lange mit Sitzen plagen, denn alles kann schnell mit der Kreide abgethan werden, da die Handzeichnungen eines Schülers ohnehin mehr werth sind, als seine Gemälde.

Meine Frau leidet von Neuem an ihrem unheilbaren Husten. Vielleicht wagt' ichs wirklich, Studnitzens Einladung nach Teplitz zu folgen, wenn sie gesund würde. Aber freilich – angenommen auch dies, – brächte ich nicht doch meinen Freund vergeblich ums Geld?

H. Voß und seinem würdigen Vater will ich von meinem J. v. N. die beiden Lieferungen zur Einsicht und gütigen Beurtheilung mittheilen die ich bis jetzt von Griesbach zurück habe .

Adieu Riese! Adieu Engel! Adieu Mensch!

Dein E. W.

Zitierhinweis

Von Johann Ernst Wagner an den Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen. Meiningen, 6. Juni 1811, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0965


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Textgrundlage

D: Briefe über den Dichter Ernst Wagner, hg. von Friedrich Mosengeil, Bd. 2, Schmalkalden: Varnhagen 1826, S. 156-157.

Überlieferung

D: Ernst Wagner’s sämmtliche Schriften, hg. von Friedrich Mosengeil, Bd. 12, Leipzig: Fischer 1828, S. 257-258.