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Daß der Vater mit der Drohung mir entgegenkommt, d wenn ich mehr als er glaubte hier verbrauchen würde, von hier mich wegzubringen, also wenn ich recht schlecht mit dem Geld umgehen u lüderlich werden würde, hat mir recht weh gethan. Wenn er gewußt hätte, daß ich mir täglich einen Fehler u gar einen solchen abzuwerfen strebte, er hätte es nimmermehr sagen können. – Doch genug, Einer weiß, was jeder Mensch thut u sein wird. – Jeder Student braucht hier wenigstens 5 oder 600 fl. Das kannst Du u sollst nicht von mir erfahren, jeder redliche Mann kann Dir dieß versichern. Nach diesem Verhältniß kann man alles ermessen; wenn gleich ich nicht darnach leben kann. In a Die collegia allein kosten vielen 100 fl.; bei mir ist dieß blos Dan[...] Freundschaft zb. von Seite Kreuzers u Voss, daß ich die collegia frei habe. Du kannst nicht denken, wie mich solche Gedanken ärgern könnten, wo mir jeder Bissen, den ich nicht verdiene, sauer wird u ich doch essen muß, um zu leben. Ich weiß selbst, nicht male mir euch alle viel schrecklicher vor, als ihr seid; ihr denkt gewiß recht böse von mir, von einem Menschen, dem Geld in die Hände gegeben ist und der eben weiter nichts zu thun hat, als an dem Tag dieß zu essen, u an jenem das u allenfalls noch die Miethe zu bezahlen und die Collegiengelder. Das wäre dann eine Sache für einen Juden, der mit der dem Gelde selbst handelt; lieber will ich künftig in die Sklavenfesseln treten, als jetzt nicht ganz frei zu sein. Mit dem Lernen ists noch nicht gethan; das ist ein leichtes Werk. Doch auch hievon genug. Deutet mich nicht falsch, ich meine es nicht bös.

Ich möchte wohl einmal bei einer Thürritze hineinsehen, wenn ihr meinen Brief bekommt, ob was für Scheltungen ihr ausstießet. Aber recht freuen will ich mich, wenn ich einmal ganz unerwartet ohne nur mindestes |2

E. M.

Zitierhinweis

Von Max Richter an Caroline Richter. Heidelberg, zwischen 11. und 20. Mai 1821. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). Textredaktion der Briefe von Max Richter: Dürten Hartmann. In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1012


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S.


Korrespondenz

B: Von Jean Paul an Max Richter. Bayreuth, 10. Mai 1821 bis 11. Mai 1821
A: Von Jean Paul an Max Richter. Bayreuth, 20. Mai 1821

Möglicherweise Schlussteil des ebenfalls vor dem 20. Mai 1821 verfassten Briefes von Max Richter an Jean Paul (4. Abt., Bd. VIII, Nr. 106) .