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Heidelberg am
19ten Juny 8 2 1

Beste Emma!

Eben las ich einen Brief von langer Zeit (er ward von Dir am 12 Nov. 1820 geschrieben) und da steht denn, daß Du Dich so freuest, wenn ich "beste Emma" gesagt habe. Nun h d a b s habe ich auch dießmal und, wenn Du nicht sonst es willst, so brauchst Du eben nicht diese 2 Buchstaben besonders abzuschneiden. Da Kleinigkeiten mich u uns allen g anziehen, so will ich Dir erst die Zeit melden, wo ich zu Dir spreche; Zeit ist es wohl immer, aber ob so schöne, das ist eine Frage! Aus meinem Fenster kann ich zum, nicht gestirnten, Himmel in der Nacht sehen u zugleich – auf meinem Tisch alle die Briefe, die liebende Seelen einmal mir geschrieben haben. D ie er ersten von München sind wahrlich viele u noch mehrere, wenn ich eure Schonung gegen meine Unbedeutenheit halte. Noch eine Bitte, die mir, jedes mal wiederholt, schwerer wird, soll doch auch bei dir sich einfinden. Geliebte Emma! Du hast ja in Baireut eine Menge Freundinnen, die, wenn gleich nur äußerlich, sich bilden wollen und jede n r , zu oft unbedeutenden, Sache aufhelfen, doch innerlich ein gutes Herz haben u für unglückliche Menschen sorgen. Gib an Alle die nach der Reihe d ein solches Exemplar des Diffiko und nur meinetwegen, wenn Du auch den Verfasser nicht kennst in seinem Wirken, thue das u laß Dir es recht, recht sehr angelegentlich sein. Denke, es gilt einer wichtigen Sache, eines teutschen Gesanges, der neu wieder be l eben soll in Aller Gemüther und nicht von stumpfem Aberglauben u Nichtglauben verworfen u ins werden. Ihr lest ja soviel, auch viele Romane, laßet das Neuere poetische Machwerk gehen u suchet, nach Urtheil gewichtiger Leute, das Alte, das die Teutschen mit dem stolzen Deckmantel der Poeterei umhüllen; Ich la ß s neulich einen Brief wieder von Dir u der bringt einen zweiten Wunsch vor, daß Du öfter an mich schreibst und immer, wie Dein gutes Herz Dir es eingibt. Was von Dobenek zu erzählen ist, bin ich erstaunt zu hören . Ein leises Ahnen läßt mich nichts gutes hoffen oder – etwas Herrliches für Dich . Aber ich schweige u Dein nächster Brief gibt mir gewiß Ausführlichkeit . Ist denn der Vater recht wohl? Voss will jeden Tag als den A der Ankunft hoffen ; Sonst ist er in der größten Erwartung, ihn bald bei sich zu sehen. O käme er doch bald, der Gute u benutze noch die schöne Zeit, die vielleicht dem Spe Septemb. vorgeht |2 Seinen täglichen Besuch am Heidelberg Berg kenne ich u täglich kann ich hinaufsehen auf das kleine Stübchen, was die Aussicht zum Neckar gibt. Ich meine ein Wirthshaus, wodurch man hinauf zu sie gelang. Ich trinke ta da täglich mein Brot u Bier um Acht Uhr u immer ist Erinnerung dabei. Was hat die Odilie wohl gedacht, wie sie das kleine Päckchen bekam ? Ist mein Brief an Th. schon besorgt? D Karové war nicht wenig erfreut über den Gruß der Eltern, wenig über den Brief des Malers. Er foderte, wenn er ja umtauschen wolle, für eine neue Kopie des Bildes 7 fl. Welche Unverschämtheit ? ! Dann will er sogar nicht glauben, daß das Bild vergriffen wurde, denn so etwas abscheuliches hätte Carové nicht wählen können; auch erinnert er sich wohl des Vergleichs eines andern guten mit eurem Original . Ich glaube die Sache bei Gelegenheit wieder gut zu machen; vielleicht kann der Vater ein Exemplar mitbringen u das hiesige zurückschicken. Diese Hälfte leeren Papiers will ich nächstens ausfüllen. Die Postzeit nahet. Liebe Deinen Bruder, der Dich innig liebt. Küsse in meinem Namen unsere Guten Eltern u auch Emanuel. Was machen seine Kleinen? Von denen habe ich lange nichts gehört, eben so von Otto nicht. Da Herder aus B– weg ist , wen ersehnt d a e nn noch der Vater außer Emanuel? Mir u vielen ist es nicht[...] denkbar, wie der Vater, abgesehen von der Gelehrsamkeit, nicht noch die Universität u Menschen genießen will. Erlangen, Heidelberg, Berlin, müssen ihn noch einmal sehen u achten. Wahrlich mit so einer kleinen Stadt ist es noch nicht gethan u jeder El Edle wird der Menschen mehr als der Gegenden reißen. Gott lehrte Dich nun, geliebte Emma, mache deinen Eltern viel Freude u messe Deine Bildung nach nach Deinesgleichen, sondern nach Dir sellerVatereuch beide SchwesternVater die u kann die Mutter nicht mitreißen?Leb wohl

Dein M.

Zitierhinweis

Von Max Richter an Emma Richter. Heidelberg, 19. Juni 1821, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). Textredaktion der Briefe von Max Richter: Dürten Hartmann. In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1018


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S.