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Meiningen den 10n Mai. 1806.

Mein verehrtester, lieber Freund!

Dank, innigsten Dank für Ihre gutmüthige Rechnung . Die 64 rth. Saldo sind richtig eingegangen, und wir wären sonach ganz auseinander und in Richtigkeit. Der Himmel gebe nur, daß unser Büchlein gut geht, und Sie nun auch bald den reichlichen Ersatz für Ihr gütiges Honorar finden, den mein Herz Ihnen wünscht!

An FreyExemplaren wollten Sie mir 1 Duzt geben. Darauf habe ich 2 Exempl. vom 1n Band. Ein Ep. vom Ganzen bitte ich "an Reimer, Inhaber der Realschulbuchhandlung für Herrn Georg Keßler in Berlin", und ein Zweytes an "Herrn Hofrath Mahlmann in Leipzig" auf dessen Verlangen gütigst abgeben zu lassen, die übrigen aber mir hieher zu senden. Hoffentlich besorgen Sie ja die Einsendungen an die Recensiranstalten baldigst, damit wir angezeigt werden. Oder muß ich dieß von meinen Freyexpl. thun? – Bey meinem ersten Verlage, Hanisch, habe ich nicht gefragt, und vermuthe daß er es gethan hat. Doch weis ich nicht, wie Sie es damit halten. Hanisch macht mir übrigens schon Hoffnung zu einer 2ten Auflage "Wilibald." Dies wäre mir sehr willkommen, und ich wünschte nur, daß Sie das Buch übern e ä hmen. Ich versichre Sie, es ist ein kreuzbraves ehrlich gemeyntes Büchlein! Wenn Sie jetzt in der Messe etwas zu seiner baldigen Consumtion beytragen können, so verdienen Sie einen Gotteslohn. – Überhaupt dächte ich, Sie verlegten auch mein "Reisequotlibet eines Kränkelnden" welches mit den Liebensteiner Briefen anfängt . Ich werde ohnehin vielleicht nicht lange mehr verlegt werden – denn die Ärzte (selbst der gute Hufeland in Berlin) suchen nur bey meinem Nervenzehrenden Übel noch meinen Geist munter zu erhalten, den mir Gott bis ans Ende rein und kräftig erhalten möge! – Sander in Berlin dem ich etwas vom MSC. auf Ihren Rath schickte, lässt nichts von sich hören, wiewohl er sich zu erklären versprach. – Wagen Sie es immer auch mit dem Letzten (denn das ist es wohl, und ich schreibe so lange daran als ich kann, und habe, ach, noch so viel zu sagen!) mit mir. Denn Sie drucken so schön – und – Sie sind, Gott weis es, ein so edler Mensch! Bey Ihnen wären meine letzten Papiere gut aufgehoben.

Mein versprochnes Mährchen (welches auf meinen verewigten ewig verehrten Schiller gerichtet ist, und "Das Kind der Götter" heisst) plagt mich ausserordentlich. Denn ich habe die ½ schon einmal kassiert, und bin jetzt wieder |2 kaum an die ½.) Endlich wird es ja wohl geschrieben werden; denn im Kopfe ist es schon längst fertig – nur auf dem Papier macht dieser Gegenstand so viele Schwierigkeiten, den man nie gut genug bearbeiten kann.

Adieu, mein herrlicher Freund! Ewig

Ihr

treuer JEWagner.

Zitierhinweis

Von Johann Ernst Wagner an Georg Joachim Göschen. Meiningen, 10. Mai 1806, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1049


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Textgrundlage

H: SBB, Slg. Autogr., Wagner, Johann Ernst, Blatt 4
1 Bl. 4°, 1¼ S.


Korrespondenz

Auf S. 2 aoR Präsentat: Meiningen d. 10 Mai 1806 | Wagner.